Glaube und Wissenschaft - Befinden sich die beiden Bereiche im Kampf? Oder ist die Methodik der modernen wissenschaftlichen Forschung möglicherweise sogar ein Kind des christlich-jüdischen Gottesbildes?
Dieser Frage gehen wir im obigen Video nach und reisen in der Zeit zurück, um sowohl den Einfluss der griechischen Kultur, als auch Vordenker des Mittelalters genauer unter die Lupe zu nehmen. Die wichtigsten Gedanken aus dem Video sind im folgenden Text zusammegefasst.
Wissenschaft ist wie eine spannende Reise, auf der wir versuchen, das Universum zu verstehen. Diese Reise begann in der westlichen Welt besonders rasant und mit einzigartigen Methoden. Ein Grund dafür könnte im christlichen Glauben liegen. Der berühmte Biologe Richard Dawkins beschreibt das Universum als ohne Plan und Zweck. Aber stimmt das wirklich? In unserer Reihe untersuchen wir, ob das Universum vielleicht doch eine transzendente Intelligenz oder einen göttlichen Plan verrät.
Einige Denker wie John William Draper sahen Wissenschaft und Religion als Feinde.
So ist es in Wahrheit dazu gekommen, dass das römische Christentum und die Wissenschaft von ihren jeweiligen Anhängern als absolut unvereinbar anerkannt werden; sie können nicht zusammen existieren; das eine muss dem anderen weichen; die Menschheit muss ihre Wahl treffen - sie kann nicht beides haben. HISTORY OF THE CONFLICT BETWEEN RELIGION AND SCIENCE - John William Draper, M. D., LL. D. https://www.gutenberg.org/files/1185/1185-h/1185-h.htm
Doch ist das wirklich die ganze Geschichte? Viele Wissenschaftshistoriker denken heute anders. Sie sehen, dass der Glaube an Gott in bestimmten Zeiten die Wissenschaft inspiriert und ihr einen Rahmen gegeben hat, besonders während der wissenschaftlichen Revolution.
1. Warum entwickelte sich in Europa die moderne Wissenschaft so rasant?
Neben den Materialvoraussetzungen, die viele Zivilisationen hatten, spielt vielleicht die christliche Schöpfungslehre eine Rolle. Diese Sichtweise befreite die westliche Wissenschaft von der Vorstellung, dass alles zwangsläufig und unveränderlich sei. Stattdessen ermutigte sie zu Beobachtung und Experiment.
Die Griechen, obwohl geniale Denker, hatten oft Annahmen, die diesen Fortschritt hemmten. Sie glaubten, dass die Ordnung der Natur aus logischen Prinzipien ableitbar sei, ohne gründliche Beobachtung. Diese Haltung änderte sich erst, als christliche Theologen begannen, ihre Überzeugungen mit dem Wissen der Antike zu verbinden. Sie stellten fest, dass Gott die Welt frei und nach seinem Willen geschaffen hatte. Dies führte zu einem Umdenken:
Die Natur konnte nicht allein durch Logik verstanden werden; sie musste beobachtet und erforscht werden.
- Das jüdisch-christliche Verständnis von Gott trug also wesentlich dazu bei, die Grundlagen für die wissenschaftliche Methodik zu legen.
- Die Natur wurde als verstehbar angesehen, weil sie von einem rationalen Gott geschaffen wurde.
- Gleichzeitig erkannte man, dass der Mensch fehlbar ist. Dies wiederum führte zu einer wissenschaftlichen Haltung, die sowohl auf Beobachtung als auch auf Vorsicht basiert.
2. Vordenker der wissenschaftlichen Methode & Ihr Glaube
Auch Ockhams Rasiermesser, ein Prinzip, das von dem Theologen Wilhelm von Ockham entwickelt wurde, spielte eine wichtige Rolle. Es ermutigt dazu, in der Wissenschaft einfache Erklärungen zu bevorzugen und unnötige Komplexität zu vermeiden. Ockham zufolge sollten überflüssige Erklärungseinheiten vermieden und das Prinzip der Sparsamkeit in der Theorienbildung angewendet werden.
Wissenschaftler |
Beitrag zur Methode |
Glauben (christlich)
|
---|---|---|
Robert Grosseteste |
Verifikation und Falsifikation |
ja |
Roger Bacon |
Experimentelle Prüfung von Hypothesen |
ja |
Wilhelm von Ockham |
Prinzip der Sparsamkeit (Ockhams Rasiermesser) |
ja |
Hier wird klar, dass ein tiefes Gottvertrauen indirekt die Entwicklung der wissenschaftlichen Methodik beeinflusste.
Der Historiker Edward Larson schreibt, dass dieses Feindbild (Glaube vs. Wissenschaft) in Amerika nach der Veröffentlichung von Darwins „On the Origin of Species“ gewisse Akzeptanz fand. Doch viele Wissenschaftshistoriker vertreten heute die nuancierte Ansicht, dass der religiöse Glaube den wissenschaftlichen Fortschritt nicht nur behindert, sondern oft inspiriert hat.
Die Wissenschaftsgeschichte erzählt uns von Pionieren wie Isaac Newton, Johannes Kepler und Galileo Galilei, die alle tiefgläubige Christen waren und verglichen Naturgesetze als Gottes Plan betrachteten.
„Die Lehre von der Schöpfung impliziert, dass die Details der Natur nur durch Beobachtung erkannt werden können.“ – Ian Barber
Diese Gedankengänge unterstreichen: Glaube und wissenschaftliche Methodik teilen eine gemeinsame Basis. Die wirklich spannende und wechselseitige Beziehung zwischen Glaube und Wissenschaft zeigt, dass beide nicht bloß friedlich koexistieren, sondern sich gegenseitig befruchten können. Es gibt also keinen Grund, sie als unversöhnliche Gegner zu betrachten. Vielmehr öffnet sich ein Raum des Staunens, wenn die eigentliche Natur beider Sphären erkannt wird.
Das christliche Verständnis von Gott und der Welt war entscheidend, die wissenschaftliche Methodik zu formen. Es ermutigte dich und mich zur:
- Beobachtung,
- zur Anerkennung der menschlichen Fehlbarkeit
- und zur Suche nach einfachen, aber wahren Erklärungen.
In den nächsten Teilen dieser Themenreihe setzen wir genau da fort.
2.1. QUELLEN & BUCHTIPPS:
- Return of the God Hypothesis - Stephen C. Meyer https://amzn.to/3OlAsKj
- Für eine ausführliche Diskussion siehe Kapitel 1, n. b, unter https://www.returnofthegodhypothesis.com/extendedresearchnotes
- John William Draper - https://de.wikipedia.org/wiki/John_William_Draper
- HISTORY OF THE CONFLICT BETWEEN RELIGION AND SCIENCE - John William Draper, M. D., LL. D. https://www.gutenberg.org/files/1185/1185-h/1185-h.htm
- https://en.wikipedia.org/wiki/Peter_E._Hodgson
- https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Boyle
- https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Grosseteste
- https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_von_Ockham
- Hodgson, “The Christian Origin of Science,” Occasional Papers, 1. See also “The Christian Origin of Science,” Logos, esp. 138.
- Butterfield, The Origins of Modern Science, 16–17
- Aristotle, On the Heavens; Ptolemy, Almagest