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Gott Genauer untersucht: Keine ewige Strafe? (Teil 3)

Inhaltsverzeichnis:

Schafe und Böcke - worum geht es bei dieser Aussage Jesu? Ist Ewigkeit im Neuen Testament gar nicht ewig? In Teil 3 dieser prüfen wir, wie das Wort Äon im NT verwendet wird und wie das Wort "Strafe" in der Antike verstanden wurde. Möglicherweise stellt das die Sicht auf bisherige theologische Annahmen in Frage.

Wenn man sich die Stellen im Neuen Testament genauer ansieht, welche den Begriff aion verwenden (der oft mit Ewig übersetzt wird), kommt man vielleicht zu der Schlussfolgerung:

  1. Dass es einen Zeitraum einer Dauer bezeichnet.
  2. Dass es sehr häufig, viel häufiger als im klassischen Griechisch, im Plural verwendet wird. Diese Tatsache steht der Behauptung im Wege, dass aeon von Natur aus die Vorstellung von unendlicher Dauer hat, denn nur endliche Dinge können den Plural haben. Wir können nicht von kommenden Ewigkeiten sprechen. Aber Paulus spricht (Eph.2,7) von "den zukünftigen Zeitaltern (Äonen)".
  3. Dass die gegenwärtige Weltperiode oder der jetzige Zustand der Dinge als dieses Äon bezeichnet wird.
  4. Dass die Periode oder der Lauf der Dinge, die unmittelbar auf die gegenwärtige folgen werden, ebenfalls dieses Äon oder das Äon oder das kommende Äon genannt wird.
  5. Die vergangene Dauer, der Lauf oder die Läufe der Dinge, die der Gegenwart vorausgegangen sind, werden die Äonen oder einfach Äonen genannt.
  6. Die künftige Dauer in ihrem ganzen Umfang wird als eine Folge von Äonen bezeichnet.
  7. Dass die regelmäßigen Ausdrücke für die unbegrenzte Dauer, für die Äonen oder für die Äonen der Äonen streng genommen eine unbestimmte Folge von endlichen Perioden oder Äonen bezeichnen.
  8. Dass es kein einziges Wort gibt, das durchgängig die Bedeutung unseres Wortes Ewigkeit trägt.

Ewig ist völlig falsch. Oder, wenn aionion in Matthäus 25,46 "endlos" bedeutet, denn dann müssen die Jünger Jesus in Matthäus 24,3 gefragt haben: "Was wird das das Zeichen für das Ende der Ewigkeit sein!"

Du kannst ja mal selbst genauer die folgenden Texte untersuchen:

Vers Aussage Bedeutung
Joh 13,18

“nicht im Äon wäschst du mir die Füße”

Als Äquivalent zu “auf keinen Fall” oder “lange Zeit”

Lu 1,33-35; Heb 6,20; Off 11,15 herrschen in Ewigkeit

Texte, die erklären, dass das Reich Christi ein ewiges Reich ist und er für immer regieren soll, müssen eine begrenzte Dauer bezeichnen, weil das Reich Christi laut  1.Kor 15, 24.25 enden und seine Herrschaft aufhören soll, wenn er das Reich dem Vater übergeben hat.

Mat 24,3 das Ende der Welt (aion) Gemeint ist das Ende eines Zeitalters, nicht der Ewigkeit.
Eph 3,21 für ewige Zeiten (von aion zu aion )

Es kann nur eine Ewigkeit geben. Zu sagen: "Durch den er die Ewigkeiten geschaffen hat", wäre Unsinn. Endlose Dauer wird in diesen Texten nicht beschworen.

Phil 15 "damit du ihn für ewig zurückerhältst" Ein Sklave kehrte zurück zu seinem Herrn. Ewig ist hier wieder als unbestimmt lange zu verstehen - nicht so, dass Philemon seinen Sklaven in Ewigkeit besitzen würde.

1. Weshalb Ewige Strafe wenig Sinn ergibt

In wie vielen Fällen im gesamten Neuen Testament wird das Wort in all seinen Formen mit Strafe in Verbindung gebracht? Im gesamten Neuen Testament nur:

Hier einmal ein Zitat aus dem Buch Aion-Aionios, was als Grundlage dieser Betrachtung herangezogen wurde:

Sofern die Strafen Gottes begrenzt sind, können wir verstehen, dass dieses Wort in diesem Zusammenhang nur vierzehn Mal verwendet wird. Wenn sie aber endlos sind, wie ist es dann zu erklären, dass dieses zweideutige Wort im Zusammenhang mit Strafen nur vierzehn Mal im gesamten Neuen Testament verwendet wird? Eine Lehre, die, wenn sie wahr wäre, jeden Satz füllen und in jeder Zeile auftauchen müsste, wird nur vierzehn Mal erwähnt, und das auch noch mit einem Wort, dessen einheitliche Bedeutung überall sonst eine begrenzte Dauer ist! 

Die Idee ist absurd, unglaublich.

Jetzt wird manch einer vielleicht einwenden, dass in einigen Texten, wie Matthäus 25,46 doch eindeutig von einer solchen Strafe die Rede ist. Dort heisst es:

46 Und diese werden weggehen zur ewigen Strafe, die Gerechten aber zum ewigen Leben. 

Dazu einige Anmerkungen:

  1. Der Bericht wird im Allgemeinen als eine wörtliche Beschreibung angesehen, aber eine sorgfältige Betrachtung zeigt, dass es sich um ein Gleichnis handelt. (2 davor, Vers 32 “wie wenn ein Hirte...”)

  2. Die äonische Strafe ist für böse Werke. Die praktische Nächstenliebe ist die hier angekündigte gute Tat, und die Lieblosigkeit ist das Unrecht, dessen Bestrafung hier angedroht wird, und nicht der Glaube und der Unglaube, von denen der Volksmund Himmel und Hölle abhängig macht. Allein die Überlegung dass hier Werke und nicht der Glaube zum Prüfstein für die Nachfolge gemacht werden, entzieht der gängigen Sichtweise dieses Textes die Grundlage.

  3. Das Wort aionion bezeichnet eine begrenzte Dauer.

  4. Gottes Züchtigungen sind heilsam. Alle Züchtigungen Gottes sind die eines Vaters und müssen daher der Besserung seiner Kinder angepasst sein. Kl 3,31

  5. Siehe Lukas 21,25: Dieser ganze Bericht ist ein Gleichnis, das das Ende des jüdischen Zeitalters oder der jüdischen Gesellschaft beschreibt, das durch die Zerstörung Jerusalems angezeigt wird, und die Errichtung des neuen Zeitalters, der kommenden Welt oder des neuen Zeitalters, d.h. der christlichen Epoche. Nach der Aussage von Jesus selbst endete das damalige Aeon innerhalb einer Generation, nämlich um 70 n. Chr. Diejenigen, die in die aionische Strafe oder die Strafe dieses aion weggeschickt wurden, wurden also in einen Zustand geschickt, dessen Dauer der Bedeutung des Wortes aion entspricht, d. h. von [nicht ewiger] Dauer ist.

  6. Das Wort, das mit Strafe übersetzt wird, bedeutet Verbesserung (Ursprung Beschneiden von Bäumen).

1.1. 'Strafe' als 'Resozialisierung'?

Kann das sein, dass wir nicht nur den Begriff "ewig" sondern auch noch den Begriff der "Strafe" (κόλασις, kolasis) missverstehen? Vielleicht ist es auch hier sinnvoll sich in Sprache und Verwendung von Wörtern in der damaligen Zeit zurückversetzen. 

Willst du nämlich, lieber Sokrates, nur ins Auge fassen, was die Bestrafung (kolazein) der Unrechthandelnden eigentlich zu bedeuten hat, so wird dieses selbst dich lehren, daß die Menschen der Ansicht sind, Tugend könne erworben werden. Denn niemand bestraft (kolazei) die Unrechthandelnden, indem er darauf sein Augenmerk richtet und um deswillen, weil sie eben Unrecht getan haben, außer wer, wie ein Tier, sich unvernünftig zu rächen sucht; sondern wer auf eine vernünftige Weise zu strafen (kolazein) gedenkt, der züchtigt nicht wegen des schon begangenen Unrechts – denn das Geschehene kann er ja doch nicht ungeschehen machen –, sondern um des zukünftigen willen, damit hinfort weder der Täter selbst wieder Unrecht begehe, noch auch die anderen, welche sehen, wie er bestraft wird. Und wer [76]  von dieser Absicht ausgeht, der spricht damit die Ansicht aus, daß die Tugend anerzogen werden kann, denn er straft (kolazein) ja um der Abschreckung willen.
http://www.zeno.org/Philosophie/M/Platon/Protagoras
https://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus%3Atext%3A1999.01.0178%3Atext%3DProt.%3Asection%3D324b

In diesem antiken Text von Platon wird das Wort Strafe also in einer Form verwendet, welche heute eher mit Resozialisierung übersetzt werden könnte. Also eine Verbesserung, eine Läuterung des Täters - eine zielgerichtete Hilfe, die zwar hart, aber gleichsam auch heilsam ist.

Selbst wenn aionion und kolasis beide von zweifelhafter Bedeutung wären und wir nur unsicher über ihre Bedeutung wären, sollten wir Gott den Vorteil des Zweifels geben und das Wort so verstehen, wie es ihm zur Ehre gereicht, d.h. in einem begrenzten Sinn; Aber wenn der allgemeine Sprachgebrauch dem Wort aionion eine begrenzte Dauer zuschreibt und das Wort kolasin in von allen Autoritäten als Beschneidung, Disziplinierung erklärt wird, ist es erstaunlich, dass christliche Lehrer sich vorstellen, dass beide Worte zusammen etwas anderes bedeuten können als eine vorübergehende Bestrafung, die in einer Reformation [Verbesserung] endet...

1.2. Feuer & Ziegenböcke

Aber ich will einen strafenden Gott? Manch einer scheint so zu fühlen und greift zu den nächsten Texten, wie z.B. Mar 9,44:

43 Wenn dir deine Hand Ärgernis gibt, dann hau sie ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Händen in die Hölle (Gehenna) zu kommen, in das nie erlöschende Feuer. [44] 45 Und wenn dir dein Fuß Ärgernis gibt, dann hau ihn ab; es ist besser für dich, lahm in das Leben zu gelangen, als mit zwei Füßen in die Hölle (Gehenna) geworfen zu werden.
Die Bibel: Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, überarbeitete Ausgabe. (Stuttgart: Katholische Bibelanstalt, 2017), Mk 9,43–45.

Rev. Samuel Cox, Autor von "Salvator Mundi", sagt in seiner "Lehre von den Äonen":

"Wenn unser Herr von dem Wurm und dem Feuer spricht, müssen wir annehmen, dass er entweder den tatsächlichen Wurm und das tatsächliche Feuer des Tals von Gehenna meint, oder ein geistiges Analogon davon, irgendeine Disziplinierung, irgendeine Qual, die in der geistigen Welt das bewirkt, was der echte Wurm und das echte Feuer in der natürlichen Welt tun.  Die Funktion der Würmer in der natürlichen Welt ist es, die Fäulnis zu verhindern, obwohl sie sie zu fördern scheinen. Sie ernähren sich von den schädlichen Stoffen, die sonst eine Infektion hervorrufen würden; sie verwandeln die Abfälle der Verwesung in ihre eigenen lebenden und gesunden Organismen. 

Das Feuer wiederum verzehrt tote und schädliche Materie und hinterlässt nur die Asche, die der beste Dünger für eine neue Ernte ist und alles andere in höhere und unsichtbare Formen umwandelt. Die Erde von schädlichen und ansteckenden Stoffen zu befreien und sie in vitale und gesunde Formen umzuwandeln - das ist die eigentliche Funktion von Wurm und Feuer in der natürlichen Welt. 

Was kann also das moralische Gegenstück zu ihnen sein, wenn nicht eine so gründliche und strenge Zucht, die das Verderbte und Verderbliche vernichtet, das Schädliche unschädlich macht und das Leben selbst aus dem Rachen des Todes hervorbringt? 

Hier erklärt uns also unser Herr seinen eigenen Gedanken und zeigt uns, dass das Feuer der Gehenna, das äonische Feuer, das er "vor Augen hatte, das Symbol nicht einer rachsüchtigen und entwürdigenden Strafe, sondern einer reinigenden und belebenden Korrektur war. Unser Gott ist ein verzehrendes Feuer", ein Feuer, das brennen wird, bis alles Böse verbrannt ist. “

Übrigens deutet auch der Begriff "Ziegenböcke" darauf hin, dass es hier um eine positive Vorkehrung Gottes handelt, welche dem Sünder helfen wird:

Es sollte nicht vergessen werden, dass der orientalische Hirte seine Ziegen als fast so wertvoll wie seine Schafe ansieht, und unser Herr deutet dies an, wenn er ihnen den nächstbesten Platz neben seiner rechten Hand gibt, nämlich zu seiner Linken. (Bezug z.B. bei Jesus: Sitzen zur Rechten und zur Linken)

Und er spricht zärtlich von ihnen, denn das Wort (eriphon) ist nicht "Ziegen", sondern "Zicklein", in Vers 32, und in Vers 33 . Die Sprache ist nicht die des Zorns, des Hasses, sondern des Mitgefühls und der Güte, als hätte Jesus gesagt, dass die unglücklichen Böcklein einer strengen, aber erzieherischen Strafe unterworfen werden, die sie läutern und vervollkommnen soll.