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Vom Urknall bis zur Glaubensfrage – Eine Reise durch die Astronomiegeschichte

Inhaltsverzeichnis:

Stell dir vor, du schaust nachts in den Himmel. Er ist dunkel, bestückt mit unzähligen Sternen. Aber warum ist er nicht komplett hell? Dieses Rätsel, bekannt als das Olbers'sche Paradoxon, benannt nach dem deutschen Astronomen Heinrich Wilhelm Olbers, beschäftigte die Wissenschaft schon lange. 

(Das Video geht übrigens genauer auf die Punkte ein, die hier skizziert werden). Die Antwort liegt in der Unendlichkeit und Ausdehnung des Universums: Es ist so unermesslich groß, dass das Licht ferner Sterne uns nicht immer erreicht. 

Weshalb spielt das eine Rolle? Kurzer Rückblick. Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts schien die Wissenschaft eine materialistische Weltanschauung zu stützen, und nicht eine theistische. Die Wissenschaft brauchte sich nicht mehr auf einen präexistenten Geist zu berufen, der die Materie formte, um die Beweise der Natur zu erklären. Denn, so dachte man: Die Materie hatte schon immer existiert und konnte sich in der Tat ohne einen präexistenten Designer oder Schöpfer selbst anordnen.

1. Edgar Allan Poe – Ein Dichter auf Sternenjagd

1884 brachte Edgar Allan Poe, den wir eher als Meister der Gruselgeschichten kennen, eine kühne Idee aufs Papier. In seinem Essay "Eureka" argumentierte er dagegen, dass das Universum aus einem "Urpartikel" entstand und sich ausdehnte.

Diese Theorie, die heute durch moderne Astronomie gestützt wird, war damals revolutionär und fand wenig Anklang. Poe vermutete, das Universum habe ein endliches Alter, wodurch nicht alle Sternenlichter uns erreichen könnten.

Wie der theoretische Physiker Simon Singh feststellte:

Ein ewiges Universum schien der wissenschaftlichen Gemeinschaft zu gefallen, denn die Theorie hatte eine gewisse Eleganz, Einfachheit und Vollständigkeit. Wenn das Universum seit Ewigkeiten existiert, dann war es nicht nötig zu erklären, wie es entstanden ist, wann es entstanden ist, warum es entstanden ist oder wer es geschaffen hat. Die Wissenschaftler waren besonders stolz darauf, dass sie eine Theorie des Universums entwickelt hatten, die nicht mehr auf die Berufung auf Gott angewiesen war.

2. Das Universum wächst

1912 spielte Henrietta Swan Leavitt, eine fast vergessene Heldin der Astronomie, eine weitere entscheidende Rolle. Sie entdeckte die Beziehung zwischen der Leuchtkraft und der Periodizität der Cepheiden, also speziellen pulsierenden Sternen. Ihre Arbeit ermöglichte es später, Entfernungen im Universum präzise zu messen – ein Meilenstein!

Etwas Großes bahnte sich an. Edwin Hubble bewies, dass das Universum viel größer ist, als wir dachten. Er entdeckte Galaxien jenseits der Milchstraße und erkannte, dass das Universum expandiert. Die Vorstellung eines statischen Universums begann zu bröckeln.

2.1. Einsteins Zögern und Lemaîtres Durchbruch

Albert Einstein war nicht begeistert vom Gedanken eines expandierenden Universums. Er bevorzugte die Idee eines ewigen, unveränderlichen Alls. Doch dann kam Georges Lemaître, ein belgischer Priester und Physiker, der die Expansion des Weltalls postulierte. Sein Modell implizierte, dass das Universum in der Vergangenheit viel kleiner war – eine revolutionäre Idee. Fred Hoyle prägte darauf spöttisch den Begriff "Urknall" für Lemaîtres Theorie. Viele Wissenschaftler sträubten sich gegen diese Idee, da sie metaphysische Fragen aufwarf. Die Entdeckung der kosmischen Hintergrundstrahlung jedoch bestätigte schließlich das Urknallmodell.

3. Wissenschaft und Glaube – Ein unerwartetes Zusammentreffen

Robert Dicke, ein führender Physiker der Princeton University in den 1950er und 1960er Jahren, erklärte später, warum ein endliches Universum bei so vielen Wissenschaftlern einen derartigen philosophischen Widerstand auslöste. Ein unendlich altes Universum "würde uns von der Notwendigkeit befreien, den Ursprung der Materie zu irgendeinem endlichen Zeitpunkt in der Vergangenheit zu verstehen". Ein endliches Universum hingegen würde die Wissenschaftler dazu zwingen, sich unangenehmen Fragen über den letztendlichen Beginn des materiellen Universums selbst zu stellen.

All diese Entdeckungen brachten einige Wissenschaftler dazu, ihre Sicht auf das Universum und dessen Ursprung zu überdenken. Allan Sandage, einst Agnostiker, fand durch die kosmischen Entdeckungen einen neuen Zugang zum Glauben. Er erkannte eine gewisse Ordnung im Universum, die ihn an einen übergeordneten Plan denken ließ. 

Ich muss jetzt von meinem Standpunkt als vollkommen materialistischer, rationaler Wissenschaftler ausgehen und sagen, dass dieses supernatürliche Ereignis für mich zumindest eine gewisse Glaubwürdigkeit für meinen Glauben gibt, dass das Universum einen Plan hat. Ich kann das nicht mit Gewissheit sagen. Was soll ich nun tun? Ich bin davon überzeugt, dass es eine gewisse Ordnung im Universum gibt. Ich glaube, alle Wissenschaftler sind im tiefsten Inneren so erschrocken über das, was sie in der Wunderlichkeit des inneren Zusammenhangs der Dinge in ihrem Bereich sehen ... dass sie sich zumindest gefragt haben, warum das so ist.

Die Geschichte der Astronomie zeigt uns, wie Wissenschaft und Glaube auf unerwartete Weisen interagieren können. Der dunkle Nachthimmel, die Erkenntnisse über die Expansion des Universums und die Debatte über den Urknall führten nicht nur zu neuen wissenschaftlichen Theorien, sondern berührten auch tiefgreifend die philosophischen und spirituellen Überzeugungen vieler Menschen. In der Unendlichkeit des Alls finden wir vielleicht mehr Antworten, als wir erwarten – oder mehr Fragen, als wir zu stellen wagen.

3.1. BUCHTIPPS & QUELLEN: