Spätestens seit der "Matrix", "The 13th Floor" und der Verbreitung von VR-Equipment ist die Idee eines simulierten Universums im Mainstream angekommen. Handelt es sich dabei lediglich um einen spannenden Plot für die Unterhaltungsbranche, oder könnte unser Universum tatsächlich eine Simulation sein? Welche logischen Argumente sprechen dafür?
0.1. Die Grundlage der Simulationshypothese
Stell dir vor, unser Universum ist eine ausgeklügelte Simulation, ähnlich wie ein Computerspiel. Dank des technologischen Fortschritts ist dieser Gedanke nicht mehr so abstrakt. Prominente Wissenschaftler wie Brian Greene und Max Tegmark ziehen diese Möglichkeit ernsthaft in Betracht. Brian Greene, ein angesehener String-Theoretiker, bezeichnet die Idee als ein "interessantes Argument, das es wert ist, durchdacht zu werden". Max Tegmark greift es in seinem Buch "Our Mathematical Universe" ebenfalls auf.
Sollte die wissenschaftliche Gemeinschaft dieser Hypothese wirklich ernsthaft Beachtung schenken? Diese Frage ist umstritten. Es gibt sowohl naturwissenschaftliche als auch philosophische Argumente dafür und dagegen. Hier einige zentrale Punkte:
0.2. Wissenschaftliche Betrachtungen
Philosophen wie Nick Bostrom diskutieren seit Jahren öffentlich über diese Hypothese. Ein Statement von Max Tegmark lautet:
Wir sollten für alle Möglichkeiten offen sein, aber es wird schwierig sein, die Theorie zu widerlegen oder zu beweisen.
Dies wirft die natürlich grundsätzliche Frage auf: Kann die Naturwissenschaft überhaupt alles erklären?
Die Naturwissenschaft konzentriert sich auf die Beschreibung dessen, was wir sehen können, und auf Experimente, die überprüfbare Ergebnisse liefern. Doch viele Fragen bleiben offen, insbesondere solche zum Bewusstsein und zum Ursprung des Universums.
Ein Artikel wies auf eine faszinierende Tatsache hin:
Die Naturwissenschaft beschreibt klar und prägnant die beobachtbare Realität, doch sie erklärt keine ethischen Werte, Sinnfragen oder metaphysischen Belange.
Peter Strohschneider argumentiert, dass eine zu strenge Trennung von Natur- und Geisteswissenschaften den Blick auf das Ganze vernebelt. Er betont, dass Naturwissenschaften Produkte menschlicher Kultur sind und der Abstand zwischen Geistes- und Naturwissenschaften enger ist, als oft dargestellt wird.
Richard Dawkins, ein bekannter Evolutionsbiologe, gibt zu, dass wir wenig Ahnung von den Ursprüngen des Lebens, der Abiogenese, haben. Warum sind wir hier? Wer oder was startete das Universum?
Diese ganzen Fragen bleiben demnach mysteriös, wenn wir allein die naturwissenschaftliche Brille vor Augen haben.
0.3. Die Rolle der Mathematik in der Simulationstheorie
Kommen wir zu einem weiteren faszinierenden Aspekt der Simulationshypothese - die Rolle der Mathematik in unserem Universum. Der goldene Schnitt ist beispielsweise eine der mathematischen Größen, die in der Natur, Kunst und selbst in unserem Körper vorkommt:
- Blumen und Pflanzen: Die Blätter und Blütenstände folgen oft dem goldenen Schnitt.
- Astronomische Strukturen: Sternensysteme und Spiralgalaxien weisen Muster des goldenen Schnitts auf.
- Menschlicher Körper: Verschiedene Körperproportionen, vom Bauchnabel bis zu den Fingergelenken, folgen exakt diesem Verhältnis.
Jetzt stell dir vor, unser Universum wäre wie ein riesiges Computerspiel, bei dem alles nach bestimmten Codes und mathematischen Regeln abläuft. Ist so etwas wie der goldene Schnitt nun ein Hinweis darauf, dass unser Universum „kodiert“ ist, ähnlich wie eine komplexe mathematische Struktur in einer Simulation?
0.4. Quantenphysik: Lichtgeschwindigkeit und Limits
Jede von Menschen im Computer erzeugte Simulation hat minimale Zeiteinheiten, in denen sozusagen, das nächste Bild der virtuellen Realität berechnet wird. Wenn unser Universum eine Simulation wäre, könnten ähnliche Phänomene solche Dinge wie die Einschränkungen durch die Lichtgeschwindigkeit erklären.
Der Physiker Tom Campbell schlägt vor, dass die maximale Geschwindigkeit des Lichts der Geschwindigkeit eines Prozessors von einem Computer ähnelt. Diese Grenze könnte technisch bedingt sein, eine Art von maximaler Rechenleistung, die uns die Illusion einer kontinuierlichen Realität gibt.
0.5. Das Holografische Universum
Eine verwandte Theorie ist die des Holografischen Universums. Stell dir vor, das gesamte Universum wäre wie ein riesiges Hologramm. Ein Hologramm ist ein 3D-Bild, das aus einer 2D-Fläche entsteht. Wenn du eine Kreditkarte unter Licht hältst, siehst du manchmal ein Hologramm darauf – das ist ein einfaches Beispiel.
Die Theorie besagt, dass alle Informationen, die unser Universum ausmachen, auf einer zweidimensionalen Fläche am Rand des Universums gespeichert sind. Alles, was wir sehen und erleben, ist wie die Projektion dieser Informationen in den dreidimensionalen Raum. Wenn unser Universum eine Simulation ist, könnte es ähnlich wie ein Hologramm funktionieren, bei dem die "echte" Information auf einer Art kosmischen Leinwand gespeichert ist und unsere Realität projiziert wird.
Nehmen wir an, die Argumente überzeugen dich, dass unser Universum womöglich eine Simulation sein könnte. Welche Konsequenzen hätten diese Schlussfolgerungen?
Philip Goff, ein Professor für Philosophie an der Universität Durham, berichtet:
Die Entwicklungen in der Wissenschaftsphilosophie zeigen, wie Beweise eine Hypothese stark unterstützen können, ohne sie absolut beweisen zu müssen. Dies bereitete den Weg, Zusammenhänge zwischen dem philosophischen Theismus und der Simulationsannahme herzustellen.
Also - du bemerkst vielleicht, dass diese Annahmen Ähnlichkeiten zum Theismus oder zu religiösen Überzeugungen aufweisen. Diese Überzeugung lässt auch an eine transzendentale Instanz denken, die unsere Realität überwacht. Vielleicht gibt es also doch ein grundlegendes Bewusstsein oder einen Geist hinter unserem Universum?