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Deismus oder Theismus? Was wäre aus Sicht heutiger Physik wahrscheinlicher?

Inhaltsverzeichnis:

Stell dir vor, du bist in einem Stadion, wo eine beeindruckende Show stattfindet: Drohnen fliegen über das Feld und lassen Pulver herabregnen, das sich zu einem riesigen Schriftzug formt. Der Text „Olympia 2024“ prangt auf dem Rasen. Jetzt fragst du dich: Ist die Gravitation verantwortlich dafür, dass dieser Schriftzug entstanden ist? Natürlich nicht! Die Gravitation sorgt zwar dafür, dass das Pulver zu Boden fällt, aber der Schriftzug wurde durch die sorgfältige Programmierung der Drohnen erzeugt. Genauso verhält es sich mit dem Universum und der Frage, ob ein Gott die Schöpfung nur angestoßen hat (Deismus) oder aktiv darin eingreift (Theismus). Also, wer gewinnt den Vergleich?

1. Was ist der Unterschied zwischen Theismus und Deismus?

Theismus und Deismus haben eines gemeinsam: Beide Vorstellungen gehen von einem Schöpfergott aus, der das Universum ins Leben gerufen hat. Der Unterschied liegt jedoch im Verhalten dieses Gottes.

Im Deismus wird ein Gott angenommen, der nach der Schöpfung nicht mehr in das Weltgeschehen eingreift. Dieser Gott hat das Universum wie eine perfekt abgestimmte Maschine gestartet und überlässt es seitdem sich selbst.

Im Gegensatz dazu geht der Theismus davon aus, dass Gott auch nach der Schöpfung aktiv ins Geschehen eingreift, sei es durch Wunder oder direkte Interventionen.

Theismus oder Deismus

Die spannende Frage, die sich daraus ergibt:

Welche dieser beiden Sichtweisen lässt sich besser mit dem, was wir über das Universum wissen, vereinbaren? Können wir aus wissenschaftlicher Sicht eine dieser beiden Varianten bevorzugen?

1.1. Die Physik im Vergleich: Kreativität der Naturgesetze?

Nehmen wir als erstes die Frage unter die Lupe, ob Naturgesetze kreativ sein können, also ob sie selbst Informationen erzeugen können, die notwendig sind, um Leben entstehen zu lassen. Ein Naturgesetz beschreibt eine Regelmäßigkeit in der Natur, wie zum Beispiel die Gravitation, die dafür sorgt, dass Objekte zu Boden fallen.

Aber erzeugt dieses Naturgesetz wirklich die Information, die notwendig ist, um einen komplexen Text wie „Olympia 2024“ auf den Rasen zu schreiben? Natürlich nicht. Die Gravitation übermittelt nur die Information, die durch das Programm der Drohnen erzeugt wurde.

Genauso verhält es sich mit der Entstehung von Leben: Naturgesetze können Informationen übertragen, aber nicht erzeugen. Die Vorstellung, dass Naturgesetze alleine ausreichen könnten, um die spezifische, komplexe Information zu erzeugen, die für das Leben notwendig ist, verkennt die Natur dieser Gesetze. Naturgesetze beschreiben regelmäßige, wiederkehrende Muster, aber Leben erfordert viel mehr: komplexe und spezifische Informationen, die sich nicht einfach aus den Gesetzmäßigkeiten der Natur ergeben.

Stephen Meyer beschreibt das in seinem Buch „The God Hypothesis“ sehr treffend:

Naturgesetze sind „die falsche Art von Entität, um die informativen Merkmale des Lebens zu erzeugen

Sie können nur das wiederholen, was bereits da ist, aber keine neuen, kreativen Lösungen hervorbringen.

1.2. Frontloaded Design: War alles von Anfang an vorhanden?

Eine weitere Überlegung ist die sogenannte „Frontloaded Design“-Hypothese. Diese Theorie besagt, dass Gott alle notwendigen Informationen schon zu Beginn des Universums festgelegt hat. Es war alles sozusagen in einem perfekten Startpunkt angelegt, und das Universum musste sich nur noch nach diesen Vorgaben entfalten.

Doch auch hier gibt es große Zweifel. Selbst wenn alle Informationen für das Leben schon im Urknall vorhanden gewesen wären, stellt sich die Frage, wie diese Informationen über Milliarden von Jahren hinweg erhalten bleiben konnten.

Wie Meyer ausführt, unterliegen alle biologisch relevanten Informationen dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik, der besagt, dass sich alle Systeme mit der Zeit zersetzen. Informationen gehen also über die Zeit verloren, es sei denn, es gibt einen Mechanismus, der diese Informationen kontinuierlich korrigiert und erneuert.

Das Problem dabei ist, dass es sehr unplausibel erscheint, dass solche Mechanismen in den Anfangsbedingungen des Universums bereits enthalten waren. Ohne einen ständigen Eingriff – also ohne ein Eingreifen Gottes im Sinne des Theismus – hätten sich die notwendigen Informationen wahrscheinlich nicht erhalten können.

1.3. Theismus oder Deismus: Wer hat die Nase vorn?

Wenn wir diese Überlegungen zusammenfassen, scheint der Theismus im Vergleich zum Deismus die plausiblere Erklärung zu bieten, zumindest wenn wir von unserem aktuellen Verständnis der Physik ausgehen. Ein Gott, der das Universum nicht nur erschafft, sondern auch aktiv darin wirkt, passt besser zu dem, was wir über die Feinabstimmung des Universums, den Beginn der Materie und die Entstehung von Leben wissen.

Die Physik des 21. Jahrhunderts, mit ihren Erkenntnissen über Quantenfluktuationen und die Komplexität der Informationsübertragung, deutet darauf hin, dass ein Universum, das sich vollständig selbst überlässt, sehr wahrscheinlich nicht die hochspezifischen Informationen erzeugen könnte, die für das Leben notwendig sind.

Wie Meyer es formuliert:

Das Universum, wie es von der Physik des 21. Jahrhunderts oder der Informationstheorie beschrieben wird, entspricht nicht dem mechanistischen Weltbild, das der Deismus voraussetzt.

Daher scheint der Theismus die bessere Erklärung zu sein, besonders wenn es um die drei Schlüsselfakten geht: den Beginn des Universums, die Feinabstimmung für Leben und die enormen Mengen an spezifischer Information, die in lebenden Zellen vorhanden sind.

1.4. Fazit: Theismus als bessere Erklärung

Obwohl der Deismus als logische Möglichkeit bestehen bleibt, bieten die wissenschaftlichen Erkenntnisse unserer Zeit stärkere Argumente für einen Gott, der aktiv in seine Schöpfung eingreift. Die Vorstellung, dass das Universum wie ein mechanistisches Uhrwerk einfach nur abläuft, passt nicht zu den komplexen und unvorhersehbaren Phänomenen, die wir heute beobachten.

Vielleicht überzeugt dich diese Argumentation, vielleicht hast du aber auch noch ganz andere Gedanken dazu. Wichtig ist, dass wir offen bleiben und weiterforschen, denn wie wir gesehen haben, gibt es in der Wissenschaft immer noch viel zu entdecken – und die Antworten, die wir finden, können uns durchaus überraschen.

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