In der Bibel wird von den "Weisen aus dem Morgenland" erzählt, die dem Stern von Bethlehem folgten, um das neugeborene Jesuskind zu finden. Doch wer waren diese geheimnisvollen Magier eigentlich? Gab es sie wirklich oder sind sie nur eine Erfindung der Bibel? Diese Fragen haben Historiker und Theologen seit Jahrhunderten beschäftigt. In diesem Artikel werden wir uns auf Spurensuche begeben und versuchen, die historischen Fakten und politische Brisanz rund um diese mysteriösen Gestalten zu enthüllen.
Fragen sind unter anderem:
- Wer waren die Weisen?
- War der Stern von Bethlehem ein echter Himmelskörper?
- Kann man das Geburtsdatum von Jesus bestimmen?
- Ist das realistisch, dass da auf einmal Sterndeuter anreisten?
- Wieso war ganz Jerusalem deshalb in Aufruhr?
- Gibt es historische Belege über solche Personen?
Das Wort, mit dem sie beschrieben wurden, war im griechischen magos, "Magier" (Matthäus 2,1 ).
Was waren das für Personen?
Die einfache Lehre des Matthäus-Evangeliums besagt, dass die Sterndeuter aus dem Osten kamen, um dem neugeborenen "König der Juden" ihre Huldigung zu erweisen und ihm Geschenke zu überreichen, wie es bei neuen Königen üblich war. Dabei ist wichtig, dass der Verfasser des Evangeliums nicht die die Astrologie befürwortete. Tatsächlich verurteilte die Bibel diese Praxis in anderen Versen, von denen Matthäus zweifellos Kenntnis hatte - aber dazu später mehr. Es ist interessant festzustellen, dass Sterndeuter in anderen Schriften nicht besonders gut dastehen. In Jesaja 47,13 und Daniel 1,20; 2,27 wird ihre Tätigkeit eher kritisch betrachtet.
Trotzdem zeigt Matthäus durch die Erwähnung ihrer Reise nach Jerusalem, dass die Weisen von symbolischen Prinzipien angetrieben wurden, die in jener Zeit ernst genommen wurden.
Durch die Aufzeichnung dieses Ereignisses wollte Matthäus deutlich machen, dass er die Sterndeuter nicht als Scharlatane oder Betrüger ansah. Als diese Magier nach Jerusalem kamen und verkündeten, dass sie den Stern des neugeborenen jüdischen Königs gesehen hatten, "erschrak Herodes und ganz Jerusalem mit ihm" (Matthäus 2,3).
Indem Matthäus erwähnt, dass diese Sterndeuter nicht nur Astrologen waren, sondern auch professionelle Astronomen, unterstreicht er das Zeugnis hoch angesehener wissenschaftlicher Autoritäten, die die königliche Geburt Jesu bestätigten.
1. Die Bedeutung der Magier
Diese Weisen kamen aus dem Osten und hatten wertvolle Geschenke für den neuen König dabei. Sie gehörten definitiv nicht zu der Sorte von Betrügern und Scharlatanen, die in der römischen Welt als "Zauberer" bekannt waren. Weder Herodes noch die Bewohner von Jerusalem interessierten sich wirklich dafür, was sie dachten. Aber wenn diese Weisen vom Hof der parthischen Könige gekommen wären, wo Magier in religiösen Angelegenheiten eine wichtige Rolle spielten, oder von den angesehenen Magierschulen des Ostens – dann hätte das eine andere Bedeutung gehabt für Herodes und die jüdischen Behörden in Jerusalem.
Die Tatsache, dass Herodes ihnen eine Audienz gewährte und Mitglieder des Sanhedrins (dem höchsten jüdischen Gericht) ihre Auslegungen anhörten, zeigt recht deutlich, dass sie einen hohen Status genossen. Solche Magier trugen oft prächtige priesterliche Gewänder, um ihren beruflichen Stand zu unterstreichen. Historische Aufzeichnungen zeigen auch, dass die Magier bei ihren Auftritten vor Königen immer mit viel Prunk und Pomp auftraten.
Plinius der Ältere schreibt in seinem Naturalis Historia, XXX.6. dazu:
“Der Magier Tiridates befand sich an seinem (Neros) Hof, nachdem er als Zeichen unseres Triumphes über Armenien dorthin zurückgekehrt war, begleitet von einem Zug, der die Provinzen, durch die er führte, teuer zu stehen kam. Denn er wollte nicht auf dem Wasser reisen, da es bei den Adepten dieser Kunst eine Maxime ist, ins Meer zu spucken oder dieses Element durch irgendeine andere der Entleerungen zu entweihen, die mit den Schwächen der menschlichen Natur untrennbar verbunden sind. Er brachte auch mehrere andere Weisen mit und ging so weit, den Kaiser in die Kunstfertigkeit einzuweihen; doch der Fürst, der dem Fremden ein Königreich geschenkt hatte, sah sich außerstande, diese Kunst aus seinen Händen zu empfangen.” [1]
Als sie in Gebiete reisten, in denen ihr Einfluss spürbar war, begleiteten die priesterlichen Sterndeuter eine Prozession mit verschiedenen Dienstgraden. Sie wurden entsprechend in der Karawane platziert. Auf diese Weise näherten sie sich auch der Stadt Jerusalem, um dem neugeborenen König der Juden ihre Geschenke zu überreichen. Das erklärt, warum Herodes und die jüdischen Behörden ihnen respektvoll gegenüberstanden.
und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem.
Mt 2,2–3; Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift
Es ist wichtig zu verstehen, dass diese Reisen der angesehenen magischen Priester keine Fantasiegeschichten sind. Sie sind wirklich passiert und wurden in prächtigem Stil durchgeführt. Wenn die weissagenden Priester Königen oder Kaisern gegenüberstanden, reisten sie auf ähnliche Weise, wie es in Matthäus' Aufzeichnungen beschrieben wird. Ein Beispiel dafür ist die Reise des Magierkönigs Tiridates nach Rom, als er von Kaiser Nero zum König von Armenien ernannt wurde. Zusammen mit anderen Weisen besuchte er Nero und brachte ihm Geschenke dar. Diese Besuche waren immer von großer Zeremonie begleitet.
Es muss also ähnlich gewesen sein, als die Weisen zu Herodes kamen. Er hätte ihnen sicher ein angemessenes zeremonielles Protokoll geboten. Deshalb wusste jeder in Jerusalem von ihrem Besuch und sogar die Mitglieder des Sanhedrins wurden einberufen, um ihre Interpretation des "Sterns" zu hören, den sie gesehen hatten. Matthäus' Bericht passt perfekt zu anderen historischen Ereignissen dieser Zeit, an denen die Magier im frühen Römischen Reich beteiligt waren.
2. Obermagier & Co
Es gibt viele alte Geschichten über diese Weisen aus dem Morgenland. Früher gehörten sie zu den sechs Stämmen der Meder, einer priesterlichen Kaste ähnlich den Leviten bei den Israeliten. Ihre Aufgabe war es, die Könige der Meder, Perser und Babylonier mit göttlichen Informationen über die täglichen Regierungsgeschäfte zu versorgen. Hier ein paar Aussagen dazu:
“Deioces vereinigte also das medische Volk in sich und regierte es. Die medischen Stämme sind diese: die Busae, die Paretaceni, die Struchates, die Arizanti, die Budii, die Magi. Ihre Stämme sind so zahlreich.”
Herodot [2]
Demokrit war der Sohn des Hegesistratus, manche sagen aber auch des Athenokrit, andere wiederum des Damasippus. Er stammte aus Abdera oder, wie manche meinen, aus Milet. Er war ein Schüler einiger Magier und Chaldäer.
Diogenes Laertius, IX.7.2. [3]
Wegen ihrer großen Wertschätzung im Osten konnten die Magier sogar einige Könige im 6. Jahrhundert v. Chr. stürzen.
In der Bibel wird ihre Rolle bei der göttlichen Interpretation für Könige und Herrscher erwähnt. Der Prophet Daniel wurde von König Nebukadnezar zum "Meister der Magier, Astrologen, Chaldäer und Wahrsager" ernannt.
Die Septuaginta (LXX) von Daniel erwähnt die Magier als Teil der verschiedenen Personen, die Nebukadnezar zur Deutung eines Traums heranzog (Dan 2,2). Die LXX zählt Daniel wahrscheinlich zu dieser Gruppe, ohne ihn daraufhin zu tadeln. Denn das Ergebnis seiner erfolgreichen Traumdeutung führte dazu, dass er zum Anführer aller Weisen Babylons ernannt wurde (Dan 2,48).
Der Prophet Jeremia erwähnte, dass eine führende Autorität unter den Magiern Rab-Mag (Obermagier) genannt wurde. (Jer 39,3.13)
Der Prophet Daniel hatte also ein wichtiges Amt inne. Seine Verbindung zu den frühen Weisen in Babylon könnte erklären, warum sie das Kommen eines jüdischen Königs erwarteten. Genau das hatte Daniel prophezeit. Er sagte voraus, dass Jerusalem nach der Zerstörung im 6. Jahrhundert v. Chr. wieder aufgebaut werden würde und dass es (je nach Auslegung des Textes) 490 Jahre dauern würde, bis ein messianisches Königreich entsteht.
Daniels Prophezeiung ließ jedoch viele Fragen offen und wurde daher unterschiedlich interpretiert. Die meisten Juden glaubten jedoch, dass sie im ersten Jahrhundert eintreten würde.
Der Historiker Josephus erwähnte dies ebenfalls und zitierte eine Überzeugung unter den Juden zu jener Zeit. Es ist also klar, dass die Magier in Mesopotamien von diesen Prophezeiungen wussten und es gab eine enge Verbindung zwischen den Juden und den Magiern seit dem 6. Jahrhundert v. Chr.
Selbst den Römern waren die Prophezeiungen Daniels bekannt. Sueton sagte im frühen 2. Jahrhundert: "Im Osten herrschte seit langem die feste Überzeugung, dass das damalige Weltreich jemandem übergeben werden sollte, der aus Judäa hervorgehen würde."
Der römische Historiker Tacitus sagte:
"Die Mehrheit des jüdischen Volkes war sehr beeindruckt von dem Glauben, der in den alten Schriften der Priester enthalten war, wonach es geschehen würde, dass zu jener Zeit der Osten seine Kraft erneuern würde und derjenige, der aus Judäa hervorgehen sollte, Herrscher der Welt würde."
Tacitus, History, V. 13. ^Tacitus, History, V. 13 [http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus%3Atext%3A1999.02.0080%3Abook%3D5%3Achapter%3D13]
All diese weit verbreiteten Überzeugungen beruhten auf den Prophezeiungen Daniels. Da das jüdische Volk in allen Gebieten der römischen und parthischen Welt lebte, waren seine politischen Bestrebungen weithin bekannt.
Sogar unter den Magiern selbst gab es die traditionellen Lehren Zarathustras (der die Glaubenslehre der Magier zur Zeit des Herodes beeinflusste). Zoroaster, ein früher religiöser Führer und Lehrer in der Region, aus der die Magier stammten, lehrte, dass irgendwann in der Zukunft ein König auftauchen würde, der die Toten auferwecken und die Welt in ein Reich des Friedens und der Sicherheit verwandeln würde. Interessanterweise besagen die zoroastrischen Traditionen, die mit dem prophezeiten König in Verbindung gebracht werden, dass dieser König aus dem Geschlecht Abrahams hervorgehen würde.
The Encyclopaedia of Religion and Ethics, art. Zoroastrianism, XII.862–868.
Die Überzeugungen der Menschen im alten Asien und im Römischen Reich sind historische Fakten. Ob du sie glaubst oder nicht, ist deine Entscheidung. Historiker zeigen einfach auf, was die Menschen damals geglaubt haben. Und eines ist sicher: Um das 1. Jahrhundert zu verstehen, musst du wissen, welche Überzeugungen ihre sozialen, religiösen und politischen Handlungen beeinflussten. Astrologie und prophetische Lehren spielten eine große Rolle in dieser Zeit. Die Magier zum Beispiel sahen einen "Stern" über einem jüdischen König und wussten, dass sie ihm Geschenke bringen sollten.
3. Die Juden und Magier
Die meisten Juden bewunderten die Sterndeuter aus dem Osten. Sie waren beeindruckt davon, dass diese keine Götzendiener waren und früher sogar mit dem Propheten Daniel in Verbindung standen. Die Magier glaubten zwar an die Macht der Gottheit in den natürlichen Elementen, aber sie stellten keine materiellen Bilder zu Ehren dieser Macht auf. Man kann sie also als Heiden bezeichnen, die sich dem monotheistischen Glauben zugeneigt fühlten.
Die Juden im 1. Jahrhundert respektierten die Magier. Der jüdische Philosoph Philo, der zur Zeit Jesu im ägyptischen Alexandria lebte, lobte die Magier in den höchsten Tönen. Philo sagte, sie seien Männer, die sich dem Studium der Naturgesetze widmeten und über die göttlichen Vollkommenheiten nachdachten (Philo, Quo. Probus Liber, 74.). Für Philo waren sie würdig, Berater der Könige zu sein.
Die römischen Autoren Cicero und Plutarch berichten, dass die Magier die Könige und Fürsten des Ostens unterwiesen (25 Strabo, XVI.762; Cicero, De.Divin., I.41.). Außer in seltenen Fällen durften nur Könige in ihre geheimen Lehren und Erkenntnisse eingeweiht werden.
Das ist ein Grund, warum die Sterndeuter es für richtig gehalten haben müssen, Herodes die Einzelheiten ihrer Deutung des "Sterns", dem sie gefolgt waren, mitzuteilen. Obwohl Herodes seine eigenen Hofastrologen hatte, musste er besonders darauf achten, was die angesehenen magischen Fachleute aus dem Osten über einen neugeborenen jüdischen König zu sagen hatten. Die Deutungen der Magier wurden von prominenten Persönlichkeiten besonders aufmerksam verfolgt, aufgrund des Einflusses der Magier an den königlichen Höfen des Ostens. Tatsächlich waren die Weisen in Parthien so hoch angesehen, dass einige von ihnen sogar Könige wurden.
3.1. Die Geschenke der Magier
Es ist interessant, dass die Schätze, die die Magier mitbrachten (Gold, Weihrauch und Myrrhe), die Hauptgeschenke waren, die in der griechischen Übersetzung von Jesaja 60:6 erwähnt werden, die ausländische Könige eines Tages dem messianischen Herrscher Israels bringen würden.
6 Eine Menge von Kamelen bedeckt dich, / Hengste aus Midian und Efa. Aus Saba kommen sie alle, / Gold und Weihrauch bringen sie / und verkünden die Ruhmestaten des HERRN
Die Bibel: Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, überarbeitete Ausgabe. (Stuttgart: Katholische Bibelanstalt, 2017), Jes 60,6.
Übrigens: Die Überlieferung, dass es nur drei Heilige Drei Könige waren, beruht auf der Annahme, dass jeder von ihnen Jesus ein Geschenk brachte. Wir wissen jedoch nicht, wie viele es genau waren und wie viele Personen zu ihrem Gefolge gehörten.
Auf jeden Fall kamen diese angesehenen Würdenträger nach Jerusalem und brachten Gold, Weihrauch und Myrrhe mit, die üblichen Geschenke der unterworfenen Völker an ihre Herrscher. (Siehe 1 Kö 10,2.10 ; 2 Chr 9,24)
In diesem Fall kamen die Magier zu einem neuen jüdischen König, um ihm ihre Aufwartung zu machen. Sie wussten, dass etwas Besonderes auf sie wartete. Sie glaubten an die prophezeite Ankunft eines Weltherrschers aus dem Geschlecht Abrahams in der Gegend von Palästina.
Kurz gesagt: Die Magier kamen zu einem neuen jüdischen König und wurden von einem besonderen Himmelsphänomen geleitet. Es könnte sein, dass dieses Phänomen sie dazu veranlasste, nach Jerusalem zu reisen.
4. Die Weisen und der Stern
Also, die Weisen kamen zu König Herodes und sagten ihm, dass sie dem neuen jüdischen König huldigen wollen. Sie erklärten, dass sie seinen Stern gesehen haben, als er aufging. Es ist wichtig zu wissen, dass das griechische Wort hier nicht einfach "im Osten" bedeutet. Es bedeutet eigentlich "bei seinem Aufgang".
Gelehrte wissen, dass die griechischen Worte, mit denen Matthäus dieses Ereignis beschreibt, die üblichen waren, die damals in der griechischen Literatur verwendet wurden, um den regulären Aufgang der Sterne oder Planeten zu beschreiben.
Das bedeutet, dass die Magier den Stern über dem östlichen Horizont aufsteigen sahen, während sie ihre üblichen Himmelsbeobachtungen vor Sonnenaufgang machten. Später erzählten sie Herodes von diesem Aufgang des Sterns. Herodes und alle in Jerusalem waren natürlich interessiert und fragten sich, wie lange der Stern sichtbar war, seit er im Osten aufgegangen war. Also ja, es war einfach ein normaler Stern wie alle anderen auch.
Kein Zweifel, das Neue Testament benutzt normale astronomische Begriffe, um die Ereignisse zu beschreiben. Die Weisen sahen einen "gewöhnlichen" (mehr dazu in einem anderen Artikel) Stern am Himmel und deuteten ihn als Zeichen für die Geburt eines jüdischen Königs. Dieser Stern muss eine ungewöhnliche Beziehung zu anderen Himmelskörpern gehabt haben.
Die Magier waren jedenfalls so beeindruckt, dass sie eine lange Reise nach Jerusalem machten, um dem neuen König Geschenke zu bringen. König Herodes und ganz Jerusalem waren ebenfalls überzeugt von der Bedeutung des Sterns.
Zu dieser Zeit wurden astrologische Deutungen als wissenschaftliche Hinweise angesehen. Herodes kannte ein ähnliches Ereignis im Römischen Reich, bei dem ein König geboren wurde. Er fühlte sich unwohl, als die Weisen ähnliche Vorhersagen über einen König der Juden machten.
5. Die damalige Welt glaubte an astrologische Zeichen
Herodes kannte die außergewöhnlichen Himmelserscheinungen, die sich zwischen dem 3. Mai und dem 2. August v. Chr. ereignet hatten. Seine eigenen Hofastrologen hätten ihm sicherlich ihre Interpretationen dieser bemerkenswerten Zeichen gegeben. Aber Herodes wollte mehr Informationen.
Da die verschiedenen Völker unterschiedliche Maßstäbe für astrologische Deutungen hatten, wollte Herodes sicher die Meinung der Magier darüber erfahren, was die Zeichen bedeuteten. Einige Astrologen galten als besser als andere. Zu den besten der Welt gehörten nach Ansicht der Menschen im 1. Jahrhundert die professionellen Chaldäer und die Weisen aus dem Morgenland. Herodes wollte wissen, wie sie das bemerkenswerte Himmelsdrama, das sich im Jahr 3 und 2 v. Chr. abgespielt hatte, deuteten. Die Weisen liessen ihm keine Zweifel an ihrer Interpretation. Sie waren sich ihrer Einschätzung so sicher, dass sie eine lange Reise nach Jerusalem unternahmen, um dem neugeborenen König reiche Geschenke zu machen. Dieses Kind war ihnen so wichtig, dass sie sogar kamen, um ihm zu huldigen. Das bedeutete, dass sie das Neugeborene als eine Persönlichkeit von besonderer Bedeutung anerkannten. So berichtet es Matthäus im Neuen Testament.
Und tatsächlich war Herodes, wie die Römer sechzig Jahre zuvor, von den Deutungen der Magier so überzeugt, dass er die Knaben in und um Bethlehem tötete, um zu verhindern, dass dieser neugeborene "König" zum Erwachsenen heranwuchs. Herodes war erstaunt über das Erscheinen dieses "Sterns" und er war überzeugt, dass der "Stern der Magier" bedeutend und wichtig war.
Was war dieser "Stern", der die Magier, Herodes und die ganze Welt in Erstaunen versetzte? Die Antwort auf diese Frage können wir jetzt erfahren, und wir werden sie im weiteren Verlauf dieses Buches klar verstehen.
- Naturalis Historia, XXX.6. http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Plin.+Nat.+30&fromdoc=Perseus%3Atext%3A1999.02.0137 ↩︎
- Herodot, I.101, http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus%3Atext%3A1999.01.0126%3Abook%3D1%3Achapter%3D101%3Asection%3D1 ↩︎
- Diogenes Laertius, IX.7.2. http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus%3Atext%3A1999.01.0258%3Abook%3D9%3Achapter%3D7 ↩︎