Navigation überspringen
Bild maxresdefault

Wiedergeburt & Seelenwanderung in der Bibel?

Inhaltsverzeichnis:

In diesem Video und Beitrag geht es um die Frage, ob im Markus-Evangelium eine Aussage einen Bezug zum Lehre der Wiedergeburt enthält.  Eigentlich wird hier über eine Heilung eines Blinden berichtet. Es ist jedoch interessant, dass dieser Bericht eine Polemik gegen die damalige griechische Philosophie beinhaltet haben mag. Sehen wir uns also erst einmal an, was in dem Bericht steht.

Markus 10,46 Und sie kommen nach Jericho. Und als er von Jericho auszog samt seinen Jüngern und einer großen Volksmenge, saß ein Sohn des Timäus, Bartimäus der Blinde, am Weg und bettelte. 47 Und als er hörte, daß es Jesus, der Nazarener war, begann er zu rufen und sprach: Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich über mich! 48 Und es geboten ihm viele, er solle schweigen; er aber rief noch viel mehr: Du Sohn Davids, erbarme dich über mich! 49 Und Jesus stand still und ließ ihn [zu sich] rufen. Da riefen sie den Blinden und sprachen zu ihm: Sei getrost, steh auf; er ruft dich! 50 Er aber warf seinen Mantel ab, stand auf und kam zu Jesus. 
51 Und Jesus begann und sprach zu ihm: Was willst du, daß ich dir tun soll? Der Blinde sprach zu ihm: Rabbuni, daß ich sehend werde! 52 Da sprach Jesus zu ihm: Geh hin; dein Glaube hat dich gerettet! Und sogleich wurde er sehend und folgte Jesus nach auf dem Weg. (LU)

In Vers 46 ist eine Tautologie zu finden. Zur Erinnerung: Die Tautologie ist die Wiederholung eines Ausdrucks mit anderen Wörtern der gleichen Wortart oder auch dem genau gleichen Wort.

Und genau das finden wir hier bei dem Namen des Blinden: Bartimäus, der Sohn des Timäus. Wichtig zu wissen ist, dass Bar-Timäus eben "Sohn" (Bar) des Timäus bedeutet. Hier ist der Name also doppelt gemoppelt im Text zu finden. Kurios ist, dass dieser Name ansonsten an keiner Stelle der Bibel vorkommt. Sieht man nach, was die z.B. auf Biblehub enthaltenen Bibelkommentaren dazu erklären, kommt man zum Resümee, dass er möglicherweise namentlich erwähnt wurde, da er unter den Christen bekannt war. Persönlich fand ich diese Erklärung recht unbefriedigend, das Fragen offen bleiben.

Was unlogisch bleibt:

  • Warum taucht Bartimäus nicht nochmal auf?
  • Wenn er so bekannt war, warum dann die Tautologie? Bartimäus - ein Sohn des Timäus.
  • Markus schreibt höchst wahrscheinlich an die Gemeinde der Heidenchristen in Rom. Macht es Sinn, dass diese den Bettler kannten? Wäre Bartimäus so weit gereist, warum findet man dann an keine Stelle Hinweise?

Ein weiterer merkwürdiger Punkt ist das Fehlen des Artikels. Im Griechischen steht "Sohn des Timäus" und im Gegensatz zu z.B. Markus 6,3 oder Joh 6,42 fehlt der Artikel "DER Sohn des Timäus". Da im Griechischen kein unbestimmter Artikel vorhanden ist, ergibt sich die Übersetzung "EIN Sohn des Timäus". Das ist kurios, da es impliziert, dass man von Timäus anderen Söhnen Kenntnis hat. Sollten die Leser also auch mit den anderen Söhnen des Timäus bekannt sein? Oder gibt es eine andere Erklärung hierzu?

Hat es bei dem Bibelleser des ersten Jahrhunderts geklingelt, wenn Sie etwas von Timäus lasen?

1. Die Bibel: Timäus - Timaios und Platon

Informiert man sich in der Wikipedia, so finden man folgenden Sachverhalt:

Der Timaios (altgriechisch Τίμαιος Tímaios, latinisiert Timaeus) ist ein in Dialogform verfasstes Spätwerk des griechischen Philosophen Platon....

Nach Timaios’ Darstellung ist der Kosmos hauptsächlich von zwei Faktoren geprägt, der Vernunft und der Notwendigkeit. Bei der Erschaffung des Alls wollte der vernünftige, wohlwollende Schöpfergott, der Demiurg, das Bestmögliche erreichen. Dazu musste er sich mit der „Notwendigkeit“ – vorgegebenen Sachzwängen – arrangieren und aus dem Chaos der bereits vorhandenen Materie Ordnung schaffen. Er bildete die Weltseele, mit der er den Kosmos zu einem lebendigen, beseelten Wesen machte. Den von ihm hervorgebrachten untergeordneten Gottheiten wies er die Aufgabe zu, den menschlichen Körper zu erschaffen. Die unsterblichen individuellen Seelen schuf er selbst. Sie treten im Rahmen der Seelenwanderung immer wieder in neue Körper ein. Nachdrücklich weist Timaios auf die Güte des Schöpfers und die Harmonie und Schönheit der Welt hin.

Außerdem wird dort gesagt

Von der Antike bis zum Spätmittelalter erzielte der Timaios die stärkste und nachhaltigste Wirkung von allen Werken Platons.

Was ist dieser Demiurg?

Platon weist darauf hin, dass der Demiurg schwer aufzufinden sei und nicht allen Menschen verkündet werden könne; er hält es für schwierig, etwas über den Schöpfer und dessen Werk mitzuteilen. Da er den Demiurgen als Lebewesen darstellt, schreibt er ihm auch Gefühle zu; er gibt an, der Schöpfer sei von seinem Werk erfreut gewesen.Vom Platonismus stark beeinflusst war der jüdische Denker Philon von Alexandria, der den Begriff des Demiurgen übernahm und ihn in die jüdische Schöpfungslehre einführte.https://de.wikipedia.org/wiki/Demiurg#Gnosis_und_Christentum  

Der Demiurg wird in vielen gnostischen Schriften mit JHWH identifiziert, dem Gott des Tanach, des Alten Testaments der Bibel. Daher gehen die Gnostiker davon aus, dass Jesus von Nazareth nicht der Sohn des Gottes der Juden ist, sondern – als eine Inkarnation des Christus – das Kind der vollkommenen Gottheit, also geistig verstanden, nicht etwa körperlich (Christologie). https://de.wikipedia.org/wiki/Gnosis

Im Video gehe ich etwas genauer darauf ein, was es mit dem Gnostizismus auf sich hatte. Tatsache ist, dass die Strömungen des Gnostizismus einen großen Einfluss auf die frühe Kirche hinterließen. 

Meine These im Video ist nun, dass es sich hier um einen Sohn = Schüler der Lehre aus Platons Schriften (hier der Timaios - lateinisch Timäus) gehandelt hat. Also EIN Sohn (Nachfolger) von den Inhalten des Timäus.

Markus beschreibt diesen Mann als blind, nach Hilfe suchend, seinen Mantel abwerfend und nach der Heilung als Nachfolger auf dem Weg Jesu. Beschreibt Markus hier eine sinnbildliche Heilung von bestimmten Philosophien, über welche Jesu Lehre erhaben ist? 

1.1. Leben nach dem Tod & weshalb wird der Mantel des Blinden erwähnt?

Noch Etwas ist kurios. Markus hält es für wichtig zu erwähnen, dass Timäus seinen Mantel abwirft, bevor er zu Jesus geht. Gibt es auch hier einen Zusammenhang zu den Lehren Platons?

Tatsächlich gibt es einen bekannten Vergleich in Platons Werk "Phaidon". Im diesem Werk geht es in einer Unterhaltung zwischen Sokrates & unter anderem Kebes um das Leben nach dem Tod. Was ist wahr, und was nicht. Kebes bringt in diesem Zusammenhang einen ausführlichen Vergleich mit einem (Suche nach: ἱμάτι) Mantel = ἱμάτιον (himation).  

Hier einige Quellen dazu:   

Bedenkt man den Bekanntheitsgrad dieser damaligen philiosophischen Werke und das Aufkommen der gnostischen Lehre, dass wäre das “Mantel Ablegen” unter Umständen das Ablegen der Lehre Platons (oder verbundener Ideen) und ein Hinwenden zu Jesus. Dieser macht ihn dann "sehend" - er erkennt in Jesu Lehre den besseren Weg!

Auch wenn ich die Wunder Jesu an anderen Stellen für buchstäblich halte, so wäre eine übertragene Auslegung an dieser Stelle der Bibel aus meiner Sicht eine stärkere Lehre, als ein weiterer Heilungsbericht. Hier wäre die Aussage, dass die Lehre und das Nachfolgen Jesu selbst die bekanntesten, damaligen menschlichen Philosophien überragt.

Ob diese Punkte nun Zufall sind oder nicht - das darf natürlich jeder für sich selbst entscheiden!