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Spricht die Bibel von einer globalen Sintflut?

Inhaltsverzeichnis:

Wenn eine globale Sintflut wirklich geologisch geleugnet oder unmöglich ist, muss man sich dann in Bezug Genauigkeit der Bibel Sorgen machen? Dieser Frage möchten wir hier nachgehen und uns genauer ansehen, ob der biblische Text eine lokal-regionale Flut stützen würde. Ein weiterer Zweck des Artikels soll es sein, die Debatte durch die Betrachtung des Textes zu fördern. Es soll also das Verständnis füreinander und für die abweichenden Ansichten des anderen gefördert werden (d.h. die Nächstenliebe unter denen zu fördern, die anderer Meinung sind).

Eigentlich, sollten wir uns nur darum kümmern, was der biblische Text stützen kann, nicht was die Tradition sagt. Das bedeutet für beide Seiten, den Text genau zu lesen und sorgfältig darüber nachzudenken. Schauen wir uns also einmal an, wie ein lokal-regionaler Flut-Theoretiker das angehen würde.

1. Bedeutung der hebräischen Wörter

Um zu beginnen, würde das Argument / der Ansatz in Kurzform so gehen:

  1. Die Deutung des Wortes "alle" (כֹּל / kōl). Es entsteht die Frage auf: "alles von was?".
  2. Das Gleiche gilt für Wörter wie "Berg" (הַר; har). Was wir uns unter einem Berg vorstellen, ist nicht unbedingt das, was das Wort bedeuten muss.
  3. Und nehmen wir das Wort, das mit "Erde" übersetzt wird, in den Flutbericht auf. Es ist das häufig vorkommende ʾerets (אֶרֶץ), das oft einen Punkt oder ein Stück Land bedeutet.

Dass Ausdrücke wie "alles Fleisch" oder "die ganze Menschheit" oder "der ganze Himmel" (die alle kōl + Substantiv verwenden) nicht von einer erschöpfenden Gesamtheit sprechen, zeigt sich an verschiedenen Stellen in der Bibel.

Wenn das bekannt ist, stellt sich eine einfache Frage:

  • Sind wir nun also berechtigt, die Bedeutung "weniger als die vollständige Ganzheit" auf den Flutbericht in Genesis 6-8 anzuwenden? Und damit als Ereignis zu interpretieren, welches die Erde nicht in absoluter Vollständigkeit bedeckte?

Eine "Ja"-Antwort auf die obige Frage wird, wie wir sehen werden, durch den Kontext gestützt. Kontext bedeutet in diesem Fall, 1. Mose 6-8 im Licht der damals bekannten in Mose beschriebenen Welt zu interpretieren.

Daraus ergibt sich zusätzlich die Frage:

  • Gibt es eine textliche Möglichkeit, die Nationen, welche aus den Söhnen Noahs entstanden, mit dem Flutbericht zu verbinden?

Hier ist also das Gedankenexperiment....

1.1. Das Wort 'alle/ganze' (כֹּל / kōl)

Das Wort "alles" (kōl) bedeutet an und für sich noch gar nichts, denn es erzeugt die Frage: "alles" wovon? Wenn ich sage: "Der Staubsauger hat den ganzen Schmutz aufgesaugt", heißt das, dass nirgendwo ein einziges Schmutzkorn (z. B. jedes Staubmolekül) übrig geblieben ist? Nein, natürlich nicht.

In 1. Mose 41,57 lesen wir: "Alles (כֹל; kōl) auf der Erde kam nach Ägypten zu Josef, um Getreide zu kaufen." Sollen wir daraus schließen, dass jeder einzelne Mensch auf dem Globus nach Ägypten kam? Nein, natürlich nicht. Das wäre lächerlich. Wir wissen das nicht nur, weil es lächerlich ist, sondern weil wir aus der biblischen Geschichte wissen, dass Jakob und seine Söhne mit ihren Familien zum Zeitpunkt der Aussage noch nicht nach Ägypten hinabgezogen waren (siehe Kap. 42ff.).

1.2. Das Wort ʾerets 'Erde'

In Bezug auf ʾerets bedeutet der Begriff, wie oben erwähnt, oft einen bestimmten Teil des Landes. Gen 41,56, der Vers vor dem oben zitierten, ist ein Beispiel dafür: "Als nun die Hungersnot sich über das ganze Land ausgebreitet hatte, öffnete Josef alle Vorratskammern und verkaufte an die Ägypter; denn die Hungersnot war groß im Land (ʾerets) Ägypten." Das "Land" (ʾerets) von Ägypten ist nicht die ganze Welt.

Einige globale Flut-Theoretiker argumentieren gerne, dass "Land" + ein Zusatz (wie "Ägypten") notwendigerweise begrenzt ist, aber "Land" (ʾerets) ohne Zusatz muss daher die Gesamtheit des Globus bedeuten. Gen 41:57 widerspricht dem jedoch, und es ist nicht der einzige Fall, in dem ʾerets für sich allein keine erschöpfende Gesamtheit bedeuten kann (siehe Gen 10:11 - Schinar ist der Referent; Gen 12:7, 10; 13:7, 17; 15:18; 23:15; usw. usw.).

1.3. Das Wort für 'Berg' im Sintflutbericht (har)

Das Wort für "Berg" im Sintflutbericht (har) wird an anderer Stelle für einen Hügel oder ganz allgemein für etwas verwendet, das deutlich kleiner ist als der Everest (1Mo 22,14; 36,8 [Edom]; Jos 13,19; 2Kön 1,9; 23,13; Jer 3,6; Hagg 1,8 [Bäume wachsen nicht auf sehr hohen Bergen]). Selbst "hoch" hilft als Qualifizierer nicht viel, da es die Frage aufwirft: "Wie hoch ist hoch?".

Folglich würde ein lokaler Flut-Theoretiker als Antwort auf das Wasser, das "die ganze Erde" bedeckte, sagen: "Ja, das Wasser bedeckte die gesamte / alle Erde in dieser Region." - und hinzufügen, dass ihre Ansicht biblisch vertretbar ist, da das Wort "alle" + Substantiv an anderer Stelle genauso verwendet wird.

1.4. Wortkombinationen ('alles' + Substantiv)

Hier sind einige Beispiele, in denen das Vokabular von 1. Mose 6-8 (einzelne Wörter oder Kombinationen oder Phrasen) an anderer Stelle in der hebräischen Bibel auftaucht, wo eine "allumfassende" Interpretation nicht kohärent oder sogar möglich ist. In vielen solcher Fälle ist die Sprache eine Übertreibung oder die einer Beobachtung mit bloßem Auge.

1.4.1. Kombination von כֹּל (kōl; 'alles') und אֶרֶץ (ʾerets; 'Erde, Land')

  • Gen 2:11 Der Name des ersten ist Pishon; er fließt um das ganze (כֹּל) Land (אֶרֶץ) von Havilah, wo es Gold gibt.
    Gen 2:13 Und der Name des zweiten Flusses ist Gihon; er fließt um das ganze (כֹּל) Land (אֶרֶץ) von Kusch 

    Sollen wir wirklich glauben, dass jeder Ort in Havilah oder Kusch von diesem Fluss umflossen wurde? Dass der Fluss das komplette Land umgab?
    Falls ja, wäre hier wohl ein Fehler in der Bibel.

  • 1 Sam 14:25 Und das ganze (כֹּל) Land (אֶרֶץ) kam in den Wald, und es war Honig auf der Erde.
    Das Wort כֹּל setzt hier "Volk" voraus - aber sollen wir wirklich glauben, dass jeder letzte Mensch des Landes Israel in diesen einen Wald hineingegangen ist?

  • Jesaja 14:7 Die ganze (כֹּל) Erde (אֶרֶץ) ruht und ist still ...
    Wirklich? Kein Mensch oder Tier auf der ganzen Erde hat einen Laut von sich gegeben?

  • Mose 13:9 (Abraham zu Lot) Ist nicht das ganze (כֹּל) Land (אֶרֶץ) vor dir? -
    Nein, Lot hat nicht den ganzen Globus gesehen und konnte es auch nicht.

  • Mose 41:57 Und das Volk der ganzen (כֹּל) Erde (אֶרֶץ) kam nach Ägypten, um von Joseph Getreide zu kaufen.
    Kamen alle aus dem Mittelmeerraum? China? Indien? Nord-Amerika? Auch hier ist die Übertreibung offensichtlich.

  • Richter 6:37 (Gideon) Siehe, ich will ein Vlies von Wolle auf die Tenne legen. Wenn nur auf dem Vlies Tau ist, und es ist trocken auf dem ganzen (כֹּל) Boden (אֶרֶץ), so will ich wissen, dass du Israel durch mich erretten wirst.
    "der ganze Boden" bezieht sich auf einen kleinen Teil des Landes in der Gegend, wo Gideon war.

  • 1 Samuel 13:3 Da blies Saul die Posaune im ganzen (כֹּל) Land (אֶרֶץ) und sprach: "Die Hebräer sollen hören." -
    Offensichtlich blies Saul keine Trompete so laut, dass alle Menschen auf dem Erdball es hören konnten (und er konnte auch keine Trompeter auf die ganze Erde schicken).

  • 2 Samuel 18:8 Denn der Kampf dort war über das ganze (כֹּל) Land (אֶרֶץ) ausgebreitet ...
    Dieser Kampf fand nicht in jedem Teil des gesamten Erdballs statt.

  • 1 Könige 10:24 Und die ganze (כֹּל) Erde (אֶרֶץ) suchte die Gegenwart Salomos, um seine Weisheit zu hören, die Gott in sein Herz gelegt hatte.
    Sind alle aus dem Mittelmeerraum gekommen? Die Chinesen? Die Bewohner der Osterinsel? Die indianischen Stämme?  Auch hier ist die Übertreibung offensichtlich.

1.4.2. Kombination aus כֹּל (kōl; 'alle') und בָּשָׂר (bāśār; 'Fleisch')

Es gibt mehrere Stellen, an denen sich diese Kombination logischerweise nicht auf jeden Menschen auf diesem Planeten beziehen kann (Sie können sie nachschlagen - das fördert das Studium!):

  • Ps 65:2 - Was ist mit den Menschen auf der anderen Seite der Welt?
  • Jes 40:5 - Sind alle Menschen zur gleichen Zeit wach? Wenn diese Stelle im NT zitiert wird, wird sie nicht für einen universalen Bezug verwendet, sonst müssten wir eine universalistische Errettung annehmen (was ernsthafte Probleme hat).
  • Jes 66,23-24 - Wie wird jeder Mensch auf der Welt (V. 23) diese Leiber sehen (V. 24)?
  • Jer 25,31 - Gott richtet hier die Nationen, nicht Israel, also ist es nicht jeder Mensch auf der Erde.
  • Hesek 20:48 - Das Feuer ist im Negeb (V. 47), ist also jeder Mensch im Negeb versammelt, um dieses Feuer zu sehen?
  • Hesek 21:4 - Was ist mit Osten und Westen? (Der Kontext und der geografische Bezug von Norden und Süden beziehen sich auf Israel, also nicht auf alle Menschen der gesamten Erde).
  • Joel 2:28 - Nicht jeder empfing den Heiligen Geist, als dieser Abschnitt (zumindest teilweise) in Apostelgeschichte 2 erfüllt wurde. Und es wird auch nicht jeder Mensch gerettet werden.

2. Logik der Auslegung einer globale Sintflut

Übrigens: Wenn Vertreter einer globalen Sintflut den Bibeltext deuten, bleiben sie auch nur zum Teil bei einer wörtlichen Auslegung.

Sie lesen zwar die "ganze Erde" & "alle Menschen" als allumfassend und global, weichen aber an folgender Stelle von ihrer Logik ab:

1. Mo 6:19 Und du sollst in die Arche bringen von ALLEN (hebräisch: kos)Tieren, von allem Fleisch, je ein Paar, Männchen und Weibchen, dass sie leben bleiben mit dir. ... 21 Und du sollst dir von JEDER (hebräisch: kos) Speise nehmen, die gegessen wird, und sollst sie bei dir sammeln

  • "Alle (kos) Tiere" wird umgemünzt auf "jeweils ein Pärchen einer Tierart".
  • "Jede (kos) Speise" wird garantiert auch nicht wörtlich genommen, da etliche Speisen schnell verderblich und damit für die Arche völlig untauglich wären.

Damit könnten also auch Vertreter der globalen Flut ihre eigene Logik prüfen und sich fragen, ob diese Anwendung auch auf die anderen Aspekte (Erde & Menschen) angewandt werden darf.

3. Das kontextuelle Argument

Was ist mit dem Kontext?  Der Kontext ist entscheidend für die Interpretation. Der Kontext diktiert immer die Wortbedeutung. Was ist also der korrekte Kontext für das Lesen des Flutberichts? Viele denken (seltsamerweise), dass Gen 1,1-3 der Kontext für den Flutbericht ist. Aber weshalb? Es gibt einen besseren - und einen, der ziemlich offensichtlich ist.

Ein regionaler Fluttheoretiker würde Sie auf Genesis 10 als den Kontext für den Flutbericht verweisen und fragen: Was ist "die Welt" für den biblischen Erzähler? Antwort: Genesis 10. Dieses Kapitel listet alle Nationen auf, die von Noahs Söhnen abstammen. Sie umfassen nur den Mittelmeerraum und den alten Nahen Osten. Von Australien, China, Japan, Nordamerika, Südamerika usw. ist nichts bekannt. Daher würden sie die Sprache von Gen 6-8 nehmen und einfach argumentieren, dass der Bericht in den Augen des Schreibers alle bekannten Landmassen abdeckt, aber das Realereignis nicht global war.

Sie würden dann auf "die ganze Erde" in 1Mo 9,19 verweisen. Schauen Sie es sich genau an: "Diese drei waren die Söhne Noahs, und von diesen wurden die Menschen der ganzen Erde zerstreut."

Da die Söhne Noahs alle Völker von 1. Mose 10 hervorbrachten, und diese Völker nicht die Gesamtheit des Erdballs repräsentieren, ist 1. Mose 10 = "die ganze Erde." Der Punkt ist, dass die Formulierung "die ganze Erde" in diesem Vers als die Gebiete definiert werden, welche von den Nachkommen der Söhne Noahs bevölkert wurden. Diese Orte werden in 1. Mose 10 aufgelistet, und diese umfassen ganz offensichtlich nicht den gesamten Planeten.

Das kontextuelle Argument hilft den lokal-regionalen Theoretikern, Ausdrücke wie "der ganze Himmel" zu analysieren. Sie würden die offensichtliche Frage stellen: Hat Noah den Himmel über Australien gesehen? Nord-Amerika? Oder nur so weit das Auge sehen konnte - über Zehntausende von Quadratmeilen? Ein lokal-regionaler Theoretiker würde darauf hinweisen, dass eine Flut dieser Größenordnung (Hunderttausende, sogar Millionen von Quadratmeilen - aber nicht der gesamte Globus) beispiellos ist und die Sprache und die Echtzeit-Erfahrung Noahs erklärt.

Die Schlussfolgerung hier ist, dass diejenigen, die eine globale Flut-Lesart von Gen 6-8 bevorzugen, es vermeiden sollten, diejenigen, die das nicht tun, in ihrer Position als "unbiblisch" zu bezeichnen oder "von der Wissenschaft gegen die Bibel" zu argumentieren, wenn sie eine lokal-regionale Sichtweise vertreten. Das obige hat nichts mit Wissenschaft zu tun. Es ist ein textbasierter Ansatz. Wenn wir also über den biblischen Bericht der Sintflut argumentieren wollen, sollten wir das vom Text her tun, nicht mit persönlichen Angriffen.