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Die Bibel von Zeugen Jehovas & der Gottesname im Neuen Testament

Inhaltsverzeichnis:

Dieser Beitrag dient als Ergänzung zu der 4-teiligen Videoreihe, in welcher wir auf eine Besonderheit der Bibelübersetzung von Zeugen Jehovas eingehen. Die "Neue Welt Übersetzung" genannte Bibel hat im Gegensatz zu allen anderen Bibelübersetzungen den Gottesnamen (hier in der Form Jehova) an hunderten Stellen im Neuen Testament eingesetzt, für welche es jedoch keine antiken Schriften als Beleg gibt. Welche Argumente führen Zeugen Jehovas für dieses Vorgehen ins Feld und halten diese Argumente einer Prüfung stand?

In den antiken Handschriften ist im Neuen Testament an keiner Stelle der Gottesname (JHWH, Jahwe, Jehova) belegt. Tatsächlich werden sogar Zitate aus dem Alten Testament, in welchen im hebräischen Text nachweislich der Name (Jahwe) gebraucht wird nicht so von den Schreibern zitiert. Statt "Jehova" findet man im Neuen Testament zumeist die Bezeichnung "Herr". Es ergeben sich damit Fragen:

  • Hat Gott in der Bibel mal das OK gegeben, die Bibel selbst "umzuschreiben"?
  • Aus welchen Gründen steht in der Bibel der Zeugen Jehovas im Neuen Testament immer wieder der Name Jehova und in anderen Bibel Herr?
  • Halten die Gründe einer Prüfung stand?
  • Was lerne ich als Christ aus einer genauen Prüfung dieser Argumente?

Vorab ein Gedanke zu der ersten Frage. Jesus sagte selber Folgendes:

Johannes 5,22 Denn der Vater richtet niemand, sondern alles Gericht hat er dem Sohn übergeben, 23 damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat.  

Der Text lässt keine Konkurrenz zwischen Vater und Sohn erkennen. Der Vater möchte, dass sein Sohn geehrt wird. Der Vater hat ihm daher sogar "alles Gericht" übergeben. Wann man etwas übergibt, dann lag es vorher in der Vollmacht des Gebers. Somit hatte der Vater die Vollmacht über "alles Gericht" - und übergab diese Funktion bzw. Aufgabe dem Sohn. Der Grund dafür: "damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren".

Was kann man daraus ableiten?

Wenn der Sohn an einer Stelle im Neuen Testament auf eine Weise Ehre erhält, die ihm der Vater zugewiesen hat, wäre es dann richtig diese Stellen zu ändern? Nein!

Beispiel: Wo im alten Testament der Name Jawhe für die Rettung des Volkes stand:

Psalm 116,4 Da rief ich den Namen Jahwes an: / „Ach, Jahwe, rette mein Leben!“ Neue evangelistische Übersetzung (Gefell: Karl-Heinz Vanheiden, 2019), Ps 116,4.

Kann es da sein, dass Gott den Fokus auf Jesus lenkt?

Römer 10,9 Das ist das Wort des Glaubens, das wir predigen, 9 dass, wenn du mit deinem Mund Jesus als Herrn bekennst und in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn aus den Toten auferweckt hat, du gerettet werden wirst. 10 Denn mit dem Herzen wird geglaubt zur Gerechtigkeit, und mit dem Mund wird bekannt zum Heil[4]. 11 Denn die Schrift sagt: »Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.« 12 Denn es ist kein Unterschied zwischen Jude und Grieche[5], denn er ist Herr über alle, und er ist reich für alle, die ihn anrufen; 13 »denn jeder, der den Namen des Herrn anrufen wird, wird gerettet werden«.

Hier haben wir ein Beispiel, bei dem in Vers 13 ein Text aus dem Bibelbuch Joel anders genutzt wird. In Joel (Joel 3,5) wird vom Namen Jahwes gesprochen - in Römer weist der Kontext deutlich auf Jesus hin, den man laut Vers 9 "als Herrn bekennt". 

Wie gesagt: Wenn der Sohn an einer Stelle im Neuen Testament auf eine Weise Ehre erhält, die ihm der Vater zugewiesen hat, wäre es dann richtig diese Stellen zu ändern? Ich denke Nein!

1. Weshalb JHWH im Neuen Testament nicht vorkommt

Wie lässt es sich erklären, dass der Gottesname im NT nicht zu finden ist?

1.1. Möglichkeit 1: Es gab eine Verschwörung

Diese Verschwörung hat Gott nicht verhindert. Die Folge war, dass sein Name aus den Schriften des Neuen Testaments verschwand, da der Name in den Kopien entfernt wurde. Dabei tauchen jedoch Fragen oder Probleme auf:

  1. Wie konnte im kompletten Mittelmeerraum ohne Internet, Handy und Telefon eine solche Verschwörung übereinstimmend organisiert werden, dass wirklich ALLE Handschriften verschwunden sind, die den Namen enthalten haben?
  2. Wenn die ältesten Bibelhandschriften schon einen so groben Fehler enthalten, dass der Name komplett ausgelöscht wurde, was ist sonst alles manipuliert? Die Theorie untergräbt massiv die Glaubwürdigkeit des überlieferten Textes.

1.2. Möglichkeit 2: Es war Gottes Absicht

 Es war Jehovas Absicht, dass die Bibel genauso geschrieben wurde wie Sie vorliegt. Der Name ist eigentlich nie gestrichen worden. Wenn man die Bedeutung des Namens Jesu bedenkt:

Jesus (Iesoús) ist die gräzisierte Form des hebräischen theophoren Eigennamens Jeshua/Joshua (Jahwe hilft / rettet). 
Quelle: https://www.bibelwissenschaft.de

Der Name Gottes ist im Namen Jesus (=Jehova rettet) sozusagen auf ein neues Niveau der Erfüllung gehoben worden. Nicht mehr „Jehova“ sondern „Jehova rettet“ soll den Gläubigen im Kopf bleiben. 

Problem: Es müsste Belege im Text der Bibel geben, dass sogar Zitate aus dem AT, in denen Jehova vorkommt ABSICHTLICH mit dem Wort Kyrios/Herr statt Jehova genutzt wurden.

 

Es müsste Aussagen von Jesus geben, die auf diesen Umstand hindeuten, dass Gott die Autorität und Bedeutung des Namens (Jehova) in gewisser Weise auf Jesus hat übergehen lassen. Interessanterweise finden sich diese Hinweise. Neben dem schon erwähnten Gedanken aus Johannes 5,23 finden man z.B. in Kapitel 17:

 

Joh 17:6  6 Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Dein waren sie, und mir hast du sie gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt[1]. 
11 Und ich bin nicht mehr in der Welt, und diese sind in der Welt, und ich komme zu dir. Heiliger Vater! Bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, dass sie eins seien wie wir! 12 Als ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast; und ich habe ⟨sie⟩ behütet[2], und keiner von ihnen ist verloren, als nur der Sohn des Verderbens, damit die Schrift erfüllt werde. 

In diesen Versen sagt Jesus, dass ihm Gott seinen Namen übergeben hat! Hier hätten wir also einen weiteren Hinweis auf die Veränderung zwischen Alten und Neuem Testament in Bezug auf den Gottesnamen.

2. Argumente von Zeugen Jehovas

Widmen wir uns jetzt den Argumenten, weshalb die Neue Welt Übersetzung der Zeugen Jehovas an 237 Stellen im Text des Neuen Testaments eingefügt wurde. Selber erklären Sie auf Ihrer Webseite:

1. Die heute existierenden griechischen Manuskripte sind keine Originale. Von den Tausenden vorliegenden Abschriften entstanden die meisten mindestens 200 Jahre nach Niederschrift der Originale. 2. Zu der Zeit ersetzten die Abschreiber das Tetragramm bereits durch das griechische Wort für „Herr“ (Kýrios), oder sie schrieben von Vorlagen ab, in denen das schon geschehen war. https://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/1001070205?q=tosefta&p=par#h=4

Untersuchen wir kurz die markierter Wörter:

Wenn gesagt wird "die meisten" - sind dann also noch ältere Handschriften vorhanden? Ja. Wenn man diese Liste einsieht, erkennt man, dass es Texte gibt, deren frühstes Datum auf 125 n.Chr. geschätzt wird. Damit wäre einige Handschriften erhalten, welche nur 50-100 Jahre älter sind, als das Original. Bei solcher zeitlicher Nähe sollte man noch keine massive Verfälschung annehmen, sofern diese überhaupt stattgefunden hat.

Bibel Manuskripte Alter

Die nächste Markierung war "zu der Zeit":

Der Satz impliziert, das die Ersetzung im Text des NT eine Tatsache sei. Genau das gilt es jedoch zu belegen, da kein einziges Manuskript des NT dies selber belegt.

“Zu dieser Zeit”... wann begann das “diese Zeit”? Wann begann eigentlich das Ersetzen des Tetragramms (JHWH) durch Kyrios? 

Wann genau dieses Verbot Gültigkeit gewann, ist nicht mit Sicherheit zu sagen, wahrscheinlich aber im 3. oder 2. Jh. v. Chr. Eine Abwehr gegen ägyptische Zauberpraktiken mit dem jüdischen Gottesnamen könnte im Hintergrund stehen.

Die Septuaginta [Anm. d. Autors griechische Übersetzung des AT] vermeidet ein Aussprechen des Tetragramms, indem sie es entweder in hebräischer Schrift stehen lässt (s.o. 3.1.) oder durch κύριος kyrios „Herr“ ersetzt.

In den Qumranschriften ist das Tetragramm oft in althebräischer Schrift geschrieben oder durch vier Punkte ersetzt, ’ădonāj manchmal durch fünf Punkte als Plene-Schreibung ’ădônāj. Vor allem in kultisch-liturgischen Kontexten kommt ’ădonāj vor (Rösel, 206-220).

 

Nach rabbinischen Quellen wurde der Gottesname nur zu vier Gelegenheiten ausgesprochen (vgl. Billerbeck II, 311-313):

1. vom Priester beim → Aaronitischen Segen (Num 6,24-26) im Tempelgottesdienst;

2. vom Hohenpriester am Großen Versöhnungstag bei den drei Sündenbekenntnissen (Mischna Joma 6, 2; Text Talmud 2);

3. durch Gotteslästerung (vgl. Lev 24,10-16; Num 15,30f);

4. beim Gericht nach der Gotteslästerung, weil die Gotteslästerung genau dargestellt werden musste.

https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/herr-adonaj-kyrios/ch/9abbf2080b553038798f5a4e8a9031ae/#h8

Auch wenn also im hebräischen Text der Bibel der Name Jahwe zu finden war, wurde dieser zur Zeit Jesu nur zu bestimmten religiösen Festen ausgesprochen - wodurch man dem Namen Gottes eine besondere Ehre gab. Also: Ja der Name Jehova wurde ausgesprochen - aber nur selektiv!

In der Septuaginta wurde der Name teilweise (hier eine Übersicht wo und wo nicht) in hebräischer Schrift stehen gelassen. Das wäre so, als ob wir in einem aus dem Arabischen ins Deutsche übersetzten Text plötzlich ein arabisches Wort, nicht übersetztes Wort, vorfinden. Dies wäre also eher eine Markierung, dass mit diesem Wort speziell umgegangen werden sollte - was bei dem Namen Gottes ja der Fall war.

  • Falls die Theorie der “Streichung des Gottesnamens” stimmt, weshalb wurde der Name von Abschreibern nicht auch in anderen Werken komplett entfernt. Warum waren sie nur im Text des NT erfolgreich, aber nicht bei z.B. der Septuaginta?
  • Die Septuaginta zeigt nämlich auf, dass eine Nennung de Namens auch in der Zeit vorkommt, in der laut WTG der Name bereits entfernt worden war.

2.1. Logik im Weglassen des Namens Jehova

Eine andere Aussage von Zeugen Jehovas ist:

Da die Christlichen Griechischen Schriften eine von Gott inspirierte Fortsetzung der heiligen Hebräischen Schriften waren, wäre es unlogisch anzunehmen, dass Jehovas Name in diesem Teil der Bibel plötzlich nicht mehr gebraucht wurde. https://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/1001070205?q=tosefta&p=par#h=4

Wirklich? Wäre das unlogisch? Fordere ich mit so einer Aussage nicht eher, dass Gott nach meiner Logik handeln muss? Könnte er denn vielleicht eine andere Absicht verfolgt haben? Wäre es nicht besser zu sehen wie Gott handelt, um dann daraus abzuleiten, weshalb etwas logisch ist? Also ist der Name da … warum wollte Gott das so? Oder ist der Name nicht da … warum wollte Gott das so?

 

Beispiel für einen anderen logischen Ansatz:

  • Es ist nur dann unlogisch, wenn man nicht anerkennt, dass der Name Gottes YHWH jedes mal vorkommt, wenn man den Namen Jesus liest! Jesus = Jahwe/Jehova rettet. Jesus sagt selber: Joh 17:12 „Als ich bei ihnen war, pflegte ich über sie zu wachen+ um deines Namens willen, den du mir gegeben hast; und ich habe sie bewahrt, und keiner von ihnen ist vernichtet worden“.

Jesus erhielt den “Namen Gottes”.

  • Wenn man also sagt, “das ist für mich unlogisch” - kann das vielleicht eher eher bedeuten: “Das passt mir nicht / gefällt mir so nicht”. Für die Christen im 1 Jh. war auch oft unlogisch, dass das mosaische Gesetz nicht mehr galt. Aber nicht unsere Gefühle bestimmen das Handeln Gottes.

2.2. Wo der Gottesname im Neuen Testament vorkommt

In dem verlinkten Artikel bestätigen Zeugen Jehovas selbst, dass der Gottesname in den antiken Handschriften im Neuen Testament doch an einer bestimmten Stelle zu finden ist. In der Offenbarung Kapitel 19, wo mehrfach das Wort "Halleluja" vorkommt, welche "Preiset Jah" bedeutet - eine Kurzform von "Preiset Jahwe o. Jehova".

Nach der Theorie des gestrichenen Gottesnamens wäre die damaligen Verschwörer also so dilettantisch gewesen, dass Sie vergessen haben das Hallelujah durch ein „Lobpreiset den Herrn“ zu ersetzen! Hier hätten sie „vergessen“, den Gottesnamen auszulöschen.

Dieser Punkt kann also eher als Beleg genutzt werden, dass gerade KEINE Entfernung des Gottesnamens stattgefunden hat.

2.3. Frühe jüdische Schriften als Beleg für den gestrichenen Gottesnamen

Bei diesem Punkt geht es um Auszüge aus dem jüdischen Talmud welche sich auf eine Gruppe namens Minim und deren Schriften beziehen. 

Im zweiten Video erkläre ich sehr genau, was es damit auf sich hat. Auf den ersten Blick klingt dies nach einem guten Argument, nur betrachtet man neue Aussagen zu den fraglichen Begriffen hält diese Stütze (aus meiner Sicht) auch nicht stand. Ich möchte dir hier die Quellen angeben, welche im Video besprochen werden. Mein Resümee im Video war kurzgefasst:

  • Sind mit Minim die Christen gemeint? Nein.
  • Ging es in diesem Teil der Tosefta und den “Rändern” um die Schriften der Christen?
    • Unter den Experten gibt es eine Reihe Ansichten dazu. Die behandelte Aussage „Am Wochentage schneide man die darin enthaltenen Gottesnamen aus” klingt auf den ersten Blick nach einer Bestätigung für die angenommene Entfernung des Gottesnamens aus dem NT. Aber: Es geht hier darum was jüdische Rabbis mit bestimmten nichtjüdischen Schriften tun sollten.
    • Die angenommene Entfernung des Gottesnamens hätte aber vorausgesetzt, dass alle Abschreiber & Kopierer unter den Christen auf die Idee kamen den Namen zu entfernen. Es wäre damit erforderlich gewesen, dass:
      • alle christlichen Abschreiber
      • fast zeitgleich (in ca 100 Jahren)
      • und überregional im ganzen Mittelmeerraum den Namen aus Ihren Kopien des NT gestrichen hätten.
    • Das Zitat der Tosefta hat mit so einer Absprache unter christlichen Abschreibern nicht zu tun, da es jüdische Religionsführer betraf.

2.3.1. Quellen:

“Ältere” Quelle: H. Freedman - 1939 https://books.google.de/books/about/Midrash_Rabbah.html?id=G2HsAQAACAAJ&redir_esc=y

Neuere Quelle: Minim ist nicht = Christen. Die Ansicht ist durch neuere Forschungen überholt. https://www.juedische-allgemeine.de/religion/jesus-der-talmud-und-das-judentum/

 

https://en.wikipedia.org/wiki/Gilyonim

Das Wort giljon bedeutet den unbeschriebenen Teil eines Buches, den Rand. Aber wie bei modernen Büchern wurden die Ränder der antiken MSS für Anmerkungen verwendet; und es ist vernünftig anzunehmen, dass diese Anmerkungen Texte der Heiligen Schrift enthalten würden, die als Erläuterungen zitiert wurden. Daher würde sich die Frage stellen, ob, obwohl der Korpus des Buches ketzerisch war, die Randzitate der Schrift als heilig zu betrachten waren. Jost (Gsch. d. Jdtnms. ii. 40 a.) meint, dass min (giljon) in der vorliegenden Passage eindeutig evangelion' bedeutet. Zweifellos sind die Evangelien unter den Büchern des Minim' enthalten; aber ich glaube nicht, dass gezeigt werden kann, dass 'giljon' an sich jemals ein Evangelium bedeutet. Wäre das der Fall, so gäbe es um so weniger Anlass zu den Wortspielen Aven-giljon' und Avon-giljon', die weiter unten erwähnt werden (a. S. 162). Friedlander (d. Vorchr. jud. Gnoeticismua S. 83 fol.) identifiziert die ' giljonim ' der Minim mit dem Schemata der ophitischen Sekte der Gnostiker. Das mag richtig sein; aber da der Talmuid nie einen Hinweis darauf gibt, was die "giljonim" neben " Gedenktafeln" enthielten, ist die Vermutung gefährlich.  Christianity in Talmud and Midrash” von Robert Travers Herford 1903

 

Neuere Quelle vom im WT zitierten Dr. Schiffmann:  “Who was a Jew?: Rabbinic and Halakhic Perspectives on the Jewish Christian Schism” 1985:

3.  Gehört der Gottesname in die Zitate aus dem Alten Testament?

Zeugen Jehovas stützen die Einfügung des Gottesnamens mit Forschungen von George Howard, wenn er sagt:

 „Da das Tetragramm in den Abschriften der griechischen Bibel [Septuaginta], die die Schriften der Urkirche bildeten, immer noch geschrieben wurde, ist es vernünftig anzunehmen, dass die Schreiber des NT das Tetragramm im Bibeltext beibehielten, wenn sie aus den Schriften zitierten.“

Es geht um eine Theorie von George Howard, welche ohne historische Textbelege bis zum heutigen Zeitpunkt jedoch reine Spekulation geblieben ist. Auf der Webseite https://tetragrammaton.org/tetrapdxd.html wird Folgendes dazu erklärt: 

 

Es gibt keine textlichen Belege, in denen altgriechische Handschriften der christlichen griechischen Schriften das Tetragrammaton verwenden.

 

Die Passagen, die Howard verwendet, wenn er den Gebrauch des Tetragrammatons in den christlichen griechischen Schriften vermutet, sind Verse, die auf hebräische Schriftzitate anspielen. Obwohl die Verwendung dieser Verse eine Untersuchung verdient, lässt sie die Frage nach der Angemessenheit der Wahl von "Jehova" in der Mehrzahl der 237 Verweise der Neuen-Welt-Übersetzung, die keine Quelle in der Hebräischen Schrift haben, völlig unbeantwortet. Selbst wenn ein textlicher Beweis für das Tetragrammaton in Versen, die aus der Hebräischen Schrift zitiert werden, erbracht werden könnte, lässt sich diese Prämisse nicht auf Verse wie Offenbarung 1:8, 4:8 und 11, 11:17, 16:7, 18:8, 19:6, 21:22, 22:5 und 22:6 übertragen, die keine Anspielungen auf die Hebräische Schrift haben. Diese Verse sprechen alle Κύριος [Herr] als Gott an und identifizieren in den meisten Fällen Κύριος [Herr] weiter als den Allmächtigen.

 

Howard führt eine Zweideutigkeit bezüglich des Tetragrammatons in seine Studie ein, die oft von Watch Tower Publikationen geteilt wird. Eine Diskussion beginnt oft mit Hinweisen auf das Tetragrammaton in der Septuaginta und wird dann so ausgeweitet, als ob die christlichen griechischen Schriften das gleiche Dokument wären. Die Septuaginta und die christlichen griechischen Schriften liegen etwa 300 Jahre auseinander und repräsentieren deutlich getrennte Manuskripttraditionen. Was von der einen richtigerweise gesagt werden kann, gilt nicht unbedingt für die andere, trotz der Verwendung der Septuaginta in der frühen christlichen Gemeindezeit. In ähnlicher Weise wird eine Diskussion von Zitaten aus den hebräischen Schriften oft mit anderen Jehova-Bezügen in der Neuen-Welt-Übersetzung verwechselt. Eine Aussage über die Verwendung eines Zitats aus der hebräischen Schrift, in dem der göttliche Name vorkommt, durch den ursprünglichen Schreiber mag richtig sein, während eine Ausweitung dieser Aussage auf die anderen 237 Jehova-Bezüge ungenau wäre. Der Leser muss sorgfältig zwischen der Septuaginta und den christlichen griechischen Schriften unterscheiden. Ebenso muss der Leser unterscheiden zwischen einer Passage, die aus den hebräischen Schriften stammt (und diese zitiert), und einer Aussage eines christlichen Schriftstellers, in der es keine Zitatquelle gibt. 

 

Howard schließt mit einer Reihe von Fragen, von denen zwei für uns hier von großer Bedeutung sind: "Wenn das Tetragramm im NT verwendet wurde, in welchem Umfang wurde es verwendet?" Dies ist eine Frage von größter Wichtigkeit für jeden, der die christlichen griechischen Schriften liest. Unser Verständnis von Jehova und dem Herrn Jesus wird von der Antwort stark beeinflusst werden. Die Antwort ist so wichtig, dass wir erwarten würden, dass der göttliche Autor in der textlichen Integrität seines Wortes reichlich Beweise liefert. Wenn das Tetragrammaton 237-mal in den christlichen griechischen Schriften verwendet wurde, dann müsste es doch reichlich altgriechische Manuskripte geben, die uns das bestätigen. Es gibt aber keine! 

 

1977 veröffentlichte George Howard also eine These, die zeigt, dass bestimmte Versionen der griechischen Septuaginta-Übersetzung des Alten Testaments YHWH beibehalten. Diese Manuskripte könnten diejenigen gewesen sein, aus denen christliche Schriftsteller zitierten. Howard stellte die These auf, dass diese christlichen Schriftsteller daher JHWH in den Originalmanuskripten der Bücher, die später in das Neue Testament aufgenommen wurden, verwendet haben könnten. Seine Argumentation wird vom Wachtturm als Tatsache propagiert.  Es müssen dabei folgende drei Kritikpunkte angeführt werden;

  1. Howards Arbeit hat nicht den Gebrauch von JHWH im Neuen Testament untersucht, sondern den Gebrauch von JHWH im Alten Testament.
  2. Howard präsentiert dann eine Theorie, dass JHWH im Neuen Testament aufgetaucht sein könnte, die der Wachtturm als Tatsache darstellt wenn sie schreiben: "Wir stimmen mit folgender Ausnahme mit der obigen Erklärung überein: Wir betrachten diese Ansicht nicht als eine „Theorie“, sondern als eine Darstellung von historischen Tatsachen in Verbindung mit der Übermittlung der Bibelhandschriften." 

    https://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/1001060076?q=George+Howard&p=par 

  3. Howards Arbeit widerspricht dem Wachtturm-Konzept, dass JHWH erst im zweiten Jahrhundert nach Jesus aus der Septuaginta entfernt wurde.

 Howards abschließende Bemerkungen, die vom Wachtturm nicht zitiert werden, sind dabei erhellend;

“(2) Abschließende Beobachtungen. Die obigen Beispiele sind natürlich nur von untersuchender Natur und werden hier beispielhaft dargelegt. Nichtsdestotrotz sind die Beweise stark genug, um die These dieser Abhandlung als durchaus möglich erscheinen zu lassen. Aufgrund des revolutionären Charakters der These haben wir darauf verzichtet, zu viele Schlussfolgerungen zu ziehen. Anstatt jetzt Schlussfolgerungen in positiver Weise zu formulieren, scheint es besser, nur einige Fragen aufzuwerfen, die auf weiteren Erklärungsbedarf hindeuten."

In "Kyrios or Tetragram: a Renewed Quest for the Original LXX",  (De Septuaginta Studies in Honour of John William Wevers , Mississauga, Ontario, 1984, S. 85-101)  stellt A. Pietersma ebenfalls dar, dass “kurios” ursprünglich in der Septuaginta verwendet wurde und später YHWH in einigen Überarbeitungen unter dem Einfluss der palästinensischen Juden wieder eingeführt wurde. Einige wenige griechische Kopien bis ins Mittelalter enthalten noch YHWH.

 

Die Forschungen von Howard, Pietersma und anderen zeigen, dass YHWH aus den Septuaginta-Versionen, die von Nicht-Juden vor der christlichen Zeit benutzt wurden, entfernt wurde. Die christlichen Schriftsteller zitierten aus Septuaginta-Versionen, die Kurios anstelle von JHWH verwendeten. Allerdings erscheint YHWH in gelegentlichen Versionen der Septuaginta, die für Juden geschrieben wurden. Dies beweist, dass es keine Verschwörung des zweiten Jahrhunderts gab, YHWH aus allen Versionen der Septuaginta (und damit auch aus dem Neuen Testament) zu entfernen.

 

Ein persönlicher Brief von Howard, datiert vom 3. Juli 1997, erklärt, dass der Wachtturm ihn mit der Andeutung, seine Kommentare seien etwas anderes als eine unbewiesene Theorie, falsch verwendet hat.

"Ich glaube, dass die Zeugen Jehovas zu viel aus meinen Artikeln gemacht haben. ... Ich habe argumentiert, dass das Tetragrammaton an einigen wenigen Stellen im ursprünglichen Neuen Testament vorkommen könnte ... Die Zeugen Jehovas wollen diesen Gedanken dahingehend erweitern, dass der göttliche Name (Tetragrammaton) in Hunderten von Stellen des Neuen Testaments vorkommt. Mit Ausnahme der alttestamentlichen Zitate im Neuen Testament und der wenigen Stammsätze gibt es absolut keinen Beweis für das, was sie tun. Obwohl sie mich zur Unterstützung ihrer Theorie zitieren, unterstützen meine Forschungen sie nicht, und ich unterstütze sie auch nicht. Schließlich berichten meine Artikel nur über eine Theorie von mir, die noch nicht bewiesen ist." https://www.jwfacts.com/watchtower/jehovah-new-testament.php 

4. Jesu Umgang mit dem Namen Gottes 

Im Video gehe ich auf weitere Punkte ein, welche aus meiner Sicht bestätigen, dass die Theorie der "Entfernung des Gottesnamens Jehova"  aus dem Neuen Testament keinen Halt findet. Im Gegenteil sprechen für mich zu viele Punkte dafür, dass es Gottes Absicht war den Fokus auf den Namen Jesu zu richten. Sogar Jesus selbst verurteilt zwar Pharisäer und Schriftgelehrte für z.B. ihre Heuchelei, an keiner Stelle jedoch verurteilt er den damaligen Umgang mit dem Namen Jahwe oder Jehova. Es wäre ein Leichtes gewesen, den selektiven Gebrauch des Namens zu bestimmten Festen richtigzustellen. Er hätte einfach sagen können: "Es war falsch, den Namen Jehova nicht mehr im Alltag zu gebrauchen. Das sollt ihr ab sofort ändern und den Namen wieder viel häufiger aussprechen und im Gebet verwenden". Schließlich hat Jesus auch andere brisante Themen deutlich adressiert, wenn er beispielsweise Scheidung ohne einen vorhergegangenen Ehebruch als Hurerei verurteilt. Er hätte auch selbst in seinen Gebeten den Namen Jehova aussprechen können, um seine genau diese Tatsache zu lehren. Statt dessen nutzte er (sogar in der Neuen Welt Übersetzung der Zeugen Jehovas) an keiner Stelle in der Anrede des Vaters den Namen Jehova (wie es Zeugen Jehovas sehr oft in ihren Gebeten tun). 

Jesus Gebrauch des Gottesnamens

 

Alles in Allem viel Stoff zum Nachdenken und Studieren. Und ich möchte dabei in keiner Weise sagen, dass ich die Streichung des Namens Jehova oder Jahwe aus dem Alten Testament gutheiße. In der "Neuen evangelistischen Übersetzung" ist man beispielsweise dazu übergegangen den Namen Jahwe im Alten Testament wieder dort zu verwenden, wo dieser im hebräischen Ausgangstext nachweislich steht. Auch theologische Bücher über den Gottesnamen Jahwe liefern viele wichtige Erkenntnisse - so z.B. "Bearing Gods Name" von Carmen Imes. So, wie der der Name Jahwe den Respekt und die Ehre verdient, welche Gott ihm zugeschreiben hat, so sollte auch der Name Jesus eben den Respekt und die Ehre erhalten, welche Gott ihm zugeschrieben hat. Allein das war Ausgangs- und Endpunkt dieser Betrachtungen.